Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§§ 206—207.) 203 
Hinterindiens und Chinas. Doch lassen uns hier Denkmäler und Zeugnisse 
im Stich. Das reine Zinn kam erst nach Homer, für den es noch ein 
fabelhafter Stoff ist, dessen Sprödigkeit er nicht kennt, zu den Griechen; 
es bedurfte seinerseits eines Zusatzes von Blei oder Antimon, um be 
arbeitungsfähig zu werden. Das „Silber der Armen“ kann es der Archäo 
loge nicht nennen. Einige Gefässe, *) Votivfigürchen 2 ) und ähnliche ge 
ringe Ware, 3 ) das ist die ganze Zinnarbeit des Altertums. Zinnstreifen 
dienten im Norden zur Tauschierarbeit (S. 188); das Verzinnen der Ge 
fässe 4 ) scheint von Gallien ausgegangen zu sein. 
Litteratur: Dufrene, etude sur l’etain (?); G. Bapst, l’orfevrerie d’etain dans 
l’antiquite, Ra. 1882—84, etudes sur Fetain, Paris 1884, m. 9 T.; Reyer, Geschichte des 
Zinnes, Österr. Ztsch. f. Berg- u. Hüttenwesen 1880. 
Das fast silberweisse Antimon (Spiessglanz) ist aus den Erzen 
schwierig auszuscheiden, weshalb es in reinem Zustand wenig bearbeitet 
wird. Sein Anwendungsgebiet ist vorläufig enge zu begrenzen: Baby 
lonien, 5 ) Assyrien und Transkaukasien, 6 ) wo es wahrscheinlich heimisch ist. 
207. Diese und das später zu besprechende Eisen waren die Metalle, 
welche zur härtenden Legierung des Kupfers geeignet schienen. Man 
gebraucht für alle Arten derselben jetzt den Namen der Bronze, was 
durchaus zu missbilligen ist; denn diese Bezeichnung, welche von den 
Byzantinern stammt und auf die Stadt Brundisium sich bezieht, bedeutet 
die Messingart, welche dort für Spiegel üblich war. 7 ) Die bisher ge 
machten Analysen alter „Bronzen“ sind sehr zahlreich, doch so geartet, 
dass wir statt Ergebnisse bloss Direktiven für planmässigere Unter 
suchungen zu geben versuchen. Vor allem sei bemerkt, dass Bestandteile, 
welche unter l°/o betragen, nicht als absichtliche betrachtet werden kön 
nen, sondern nur zeigen, dass die Scheidekunst nicht vollkommen war. 
Auch bei 1 — unter 5°/o liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, es seien diese 
wenig bedeutenden Bestandteile deshalb geblieben, weil man Erze und 
nicht gereinigte Metallkuchen (S. 200) zusammenschmolz; hiebei ist nur 
das Zinn auszunehmen, welches durch das Schmelzen „abbrennt“. So oft 
daher Zinnbronze umgeschmolzen wird, vermindert sich der Zinngehalt. 
Nun sind aber nachweislich ältere Bronzen oft eingeschmolzen worden; 
daher die zerbrochenen Gegenstände (Sammelerz, aes collecticium) an Guss 
stätten. 0 ) Durch wiederholtes Umschmelzen entstanden auffallend schlechte 
kupferige Produkte. 9 ) Endlich ist noch in Berücksichtigung zu ziehen, 
dass bei Legierung nicht immer darauf gesehen wurde, ob sich die Me 
talle gut mischten; so werden verschiedene Teile des gleichen Gegenstandes 
stark abweichende Analysen ergeben können, z. B. eine Statue von Lille 
bonne 91,477 (—880) Kupfer, 8,4 (5) Zink —95 Kupfer, 5 Zinn —82,53 
Montrebas (Commune de Soumans), son tu- ! 
mulus, ses mines d’etain, Gueret 1886. 
0 Aus Krain, Mitt. der Centralkomm. 
1892 S. 57; in Carnuntum: Arcli.-ep. Mitt. 
10, 86. 
2 ) AA. 1889 S. 178 f.; Inventar des As- 
klepieions, Bch. II 425 Z. 58. 
3 ) Olshausen, Ztsch. f. Ethnol. 1888 
S. 86 ff. 
4 ) Blümner 4, 477. 
5 ) Schon in Tello fand sich der Rest 
eines Gefässes. 
6 ) Knöpfe u. dgl. 
7 ) Vgl. Berthelot, Ra. III 12, 294 ff. 17. 
49 ff. Identisch ist wohl das koptische baröt 
(nach Lepsius, Ztsch. f. äg. Spr. 1872 S. 118 
von Berytos am Libanon). 
8 ) Anthr. Corr. Vers. 1877 S. 101. 
9 Würmbraed, Anthr. Corr., Vers. 1877 
S. 102. 154.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.