Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
in der Kaiserzeit thönerne und oft auch gläserne zu umschliessen pflegten,*) 
Marken und Stempel, * 2 ) bullae römischer Soldaten 3 ) und griechischer Christen, 
Gewichte, Wasserrohren. 4 ) Dazu kamen seit Konstantin die Bleidächer 
grossartiger Gebäude des Ostens. 5 ) Die rohen Votivfiguren („Bleisoldaten“) 
kann man kaum zur plastischen Kunst rechnen. Schliesslich ist auch die 
bescheidenste Gebrauchsweise (zerbrochene Gefässe mit gehämmertem Blei- 
drat zu flicken) bekannt gewesen. 6 ) 
Das Zink dient nur zur Legierung, um Messing zu erzielen, hat 
aber keinen selbständigen Wert. 7 ) 
Litteratur: K. B. Hofmann, das Blei bei den Völkern des Altertums, Berlin 1885; 
Aug. Vogel, zur Geschichte des Zinkmetalls, Westermanns illustrierte deutsche Monats 
hefte 1886. 
206. Das Zinn kommt an verhältnismässig so wenigen Stellen der 
Erde vor, dass es die meisten Völker erst nach Entwicklung des inter 
nationalen Handels kennen [lernten. Die Alten selbst reden nur von 
Hispania, wo es an der Küste von Kantabrien, in Galizien und Por 
tugal gefunden wird, 8 ) und den „Zinninseln“ (Kassiterides), d. h. Wight 
oder anderen brittischen Inseln, welche die Ausfuhrhäfen für die reichen 
Erzgruben von Cornwall abgaben; von hier zu Schiffe nach Gallien ge 
bracht, wanderte das Metall zu Lande nach Massalia, später auch nach 
Narbo. 9 ) Dass die Phönikier je bis zu jenen nördlichen Zinngruben ge 
langt seien, ist eine haltlose Behauptung; dagegen scheint allerdings der 
griechische und indische Name xacraiTSQog, kastira von dem aramäischen 
gasürä zu kommen. Später wusste man von Zinngruben in Chorasan. 10 ) 
Ausserdem könnten die Zinnerze Toskanas, 11 ) des Fichtelgebirges 12 ) und be 
sonders Frankreichs 13 ) in Betracht kommen, sodann die Zinnlager Indiens, 
p. 445; Schweden: Montelitjs, vgl. Olshau- 
sen, Ztsch. f. Ethnol. 1888 S. 86 fF. Votiv 
beile aus Olbia in der Ermitage. 
] ) Mehrere in Pompeji seit der Zeit des 
Augustus; B. 1880 p. 10. 1867 p. 98; Ann. 
e Mon. 1855 T. 18; M. Borb. 12,46; Ger 
hard, ant. Bildw. 87, 1—4; Athen. 14, 621a; 
Paul. Diac. p. 46 calces] ampullae plumbeae; 
Eimer im pompejanischen Isistempel; kleine 
Gefässe als Weihgeschenke, auf dem Tay- 
getos: Ross, Reisen im Pelop. S. 19. Das 
Misstrauen gegen diese Art (de Witte, Ra. 
n. s. 14, 120; B. 1867 p. 98J ist übertrieben, 
wenn auch manches Renaissancemodell von 
Goldschmiedearbeit unter die Antiken gera 
ten sein mag. 
2 ) Appian. Mithr. 81; Garruoci, addenda 
S. 10 f. Nr. 2383 ; Salinas, descr. di una 
racc. di piombi siciliani detti mercantili, Rom 
1864; Portoghest, notizie stör, del commercio 
dei Greco-siculi, Catania 1864; Er. de’ Fi- 
coroni, i piombi antichi, Rom 1740; Posto- 
laoca, i piombi inediti del naz. museo nu- 
mism. di Atene, A. 40, 268 ff. u. M. 8, 53; 
Garrucci, R. numism. 1862 S. 402 ff. vgl. 
1863 p. 288; D. Ambrosetti, i piombi figu- 
rati del museo Cavaleri 1872; Dumont, de 
plumbeis apud Graecos tesseris, Paris 1870. 
3 ) In Brittanien: CIL. VII 1269 add.; Eph. 
ep. III S. 144. 318. IV S. 209. - - Würfel: Ath. 
Mitt. 4, 118. 
4 ) Stat. silv. 1, 3, 67; mehrere erhalten. 
5 ) Zosim. 5, 24 p. 281, 15 (das alte Se^ 
natsgebäude in Konstantinopel); Sanutus hist. 
II. IV 18; Konstantinos Pogonatos gründet 
in Epirus die govrj rijg fzo^vß&oGxendarov. 
6 ) Schliemann, Tiryns S. 193 f.; Ross, 
Inselreisen 1, 67. 
7 ) Alte Gruben hat Thasos: Ra. III 11, 
251 f. 
8 ) Diod. 5, 38, 4; B. de la soc. geol. de 
France 2. s. VII 183; Ra. 41, 334 f. 
> 9 ) Diod. 5, 22, 2 ff. 38, 4; Herodot pole 
misiert gegen die Existenz der Zinninseln 
(3, 115); vgl. aber v. Gutschmid, Literar. 
Centralbl. 1871 Sp. 528. 
10 ) Strabo 15, 2, 10; Zinn kommt in der 
That mehrfach in Chorasan vor (Globus 
1887 Nr. 11 S. 175). 
n ) Boll. del comitato geologico ital., 
sett.-nov. 1878; vgl. auch Materiaux p. l’hist. 
prim. 1876 p. 445; Ra. 41, 335. Auch die 
Lava des Aetna soll Zinn enthalten. 
ia ) Archiv f. Gesch. u. Altertumsk. v. 
Oberfranken XV H. 3; Anthrop. Corresp. 
1884, 17 ff. 
13 ) Ra. 41, 274 ff. 326 ff.; P. de Cesac,
	        
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