Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§§ 204—205.) 201 
Jetzt war das Metall soweit hergerieiltet, dass es transportiert werden 
konnte. Der Metallhandel erscheint in der alten und neuen Litteratur 
selten, verdient aber nähere Behandlung, da er für die Entwicklung des 
Kunstgewerbes von höchster Bedeutung war. Vorläufig möchte ich nur 
auf einige Momente hinweisen: Tauschhandel (im ersten Gesänge der 
Odyssee), Verkauf schmelzbarer Gegenstände, z. B. erbeuteter Waffen 
(Ilias H 473 ff.), weite Seetransporte, wie von Karthago bis Phönizien 
(Ezechiel 27, 12) und endlich Ausfuhrverbote im politischen Interesse; aus 
dem römischen Reiche durfte zeitweise weder Bronze noch Eisen nach 
Persien gebracht werden. 1 ) 
204. Unter allen Metallen lag die Gewinnung des Kupfers am 
nächsten, weil dasselbe an vielen Orten gediegen vorkommt. Da die grüne 
Patina die Unterscheidung des Kupfers von der Bronze schwierig macht, 
ist das unscheinbare Metall früher einfach mit der letzteren zusammen 
geworfen worden; überdies unterscheidet die griechische Sprache jene 
beiden nicht. Genauere chemische Untersuchung zeigten, dass das Kupfer, 
wie ganz natürlich, der Bronze vorhergeht und sich neben ihr behauptet. 
Will man den Begriff Kupferzeit einführen, so würde dieser bedeuten, 
dass damals nur das Kupfer bekannt war, und dass es infolge dessen auch 
zu Waffen und schneidenden Werkzeugen diente, wofür es sich wegen 
seiner Weichheit nicht eignet. Diese Kupferzeit, welche bereits die 
Forscher des Altertums voraussetzten, 2 ) ist jetzt wohl in allen Ländern 
(in Griechenland z. B. zu Mykene 3 ) und auf Thera) nachgewiesen. Auch 
nachdem die Kunst erfunden war, das Kupfer durch Legierung zu härten, 
ersparte man sich das teuere Zinn,. wo es nicht unbedingt nötig war. 
Das Kupfer behauptet also seinen Platz in Gestalt von Gefässen, 4 ) Lam 
pen, 5 ) Inschriftentafeln, 6 ) Scheidemünzen und Figuren, welche „byzantinisch“ 
genannt zu werden pflegen. 
Litteratur: C. Bischoff, das Kupfer in der vorchristlichen Zeit, Berlin 1865; 
Matth. Much, die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Iudogermanen, 
2. Auf. Jena 1893; Fr. v. Pulszky, die Kupferzeit in Ungarn, Budapesth 1884, m. 149 Abb.; 
über Asien und Afrika: Berthelot, Acad. des Sciences 1893 30. Jan. (Untersuchung je 
einer altägyptischen und altbabylonischen Arbeit); Petrie, Illahun 8. 270; Layard, Niniveh 
T. 96; Athenaeum 1889, 6. Juli (Insel Bahrein); Sadowski, Handelsstrassen der Griechen und 
Römer, deutsch v. Kohn S. V (Ural). 
205. Für die Aufgabe, das Kupfer zu härten, standen mehrere Me 
talle zu Gebote, welchen eine selbständige Bedeutung so gut wie gar nicht 
zukommt. Das Blei ist leicht zu bearbeiten, aber weder schön noch er 
freulich, dazu plump und schwer. Somit wurde es wohl anfangs probe 
weise herangezogen, so dass sich an verschiedenen Orten bleierne Äxte 
u. ä. finden; 7 ) dann blieb es bei Gefässen, besonders Aschenurnen, welche 
*) Expositio mundi 22. 
2 ) Agatharchides de mar. Erythr. 29; 
Lucret. 5, 1285 ff.; Varro bei Aug. de civ. 
d. 7, 24. 
3 ) S. Schliemann’s Register. 
4 ) Kupfergeschirr in kampanischen Bil 
dern abgehildet: Helbig, Wandgem. 1496. 
1497. 
5 ) In Würzburg; eine getriebene Platte 
AZ. 1862 T. 166, 3. 
6 ) Indien und Persien (Gutschmid, kleine 
Schriften 3, 10); Plättchen mit (abergläubi 
scher?) griechischer Inschrift Mem. d. I. 
1, 187. 
7 ) Etrurien: abgeb. de Mortillet, musöe 
prehistorique T. 93; Bretagne und Norman 
die: Ra. 42, 335 ff. m. Abb.; England: Evans, 
ancient great implements of Great Britain
	        
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