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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde.
Bemalung auch später vor. 1 ) Gelb weiss e Ornamente auf braunrotem
Thon sind wenig verbreitet. 2 ) Die Ausbreitung der schwarzen Silhou
etten hängt augenscheinlich mit der Einführung des schwarzen Firnisses
zusammen, welcher alles bis auf die ausgesparte Bildfläche bedeckt. Sie
bleiben darum auch noch länger, als der Thon bereits schön rotgebrannt
wird; man spricht von schwarzfigurigem Stil. Hier ist die blosse
Silhouette gegeben, 3 ) die notwendig einen altertümlichen Eindruck macht.
Bei starkem Brennen geht die schwarze Farbe teilweise in Rot über. 4 5 )
Dieser Anregung bedurfte es kaum, um das düstere Schwarz mit dem be
liebten Rot zu vertauschen. Das Problem war gelöst, als nicht mehr die
Bildfläche, sondern die Figuren selbst inmitten des schwarzen Firnisses
ausgespart wurden. Die Schalenmaler machten den Anfang, während sich
an den Amphoren die schwarze Malerei etwas länger hielt. 6 ) Da das
Aussparen nicht geringe Sorgfalt erfordert, wird gewöhnliche Ware oft
einfach ganz gefirnisst, worauf die schwarze Fläche Malereien bald in
gelber oder rötlicher Farbe, 7 ) bald in Weiss empfängt. 8 * )
Die Farbe ist wie gesagt nur dekorativ; doch ist die blosse schwarze
Farbe zu unfreundlich, um nicht einen Schritt zum Naturalismus zu ver
anlassen. Auf die schwarze Grundfarbe werden daher meistens Lasur
farben aufgesetzt: Weiss, wodurch fast regelmässig die Frauen bezeich
net werden, Violett und Dunkelrot, seltener Mattweis, Rosa und Lila;
nur ausnahmsweise setzt der Maler diese Farbe unmittelbar auf den Thon
grund. 10 ) Zur thongrundigen Manier hingegen passen Deckfarben nicht,
so dass dort höchstens eine tiefere Schattierung von Rot, wie bei gelben
Figuren Braungelb, oder Glanzlichter Vorkommen. 11 ) Später aber hat eine
farbenfreudige Zeit Weiss und andere Farben in reichem Masse hinzu-
gegeben. Ein besonderer Luxus bestand in der Anwendung von Gold, 12 )
sei es Goldfarbe auf schmutzig-weissem Grund oder Rauschgold, mit welchem
die auf getragenen rotbraunen Erhöhungen umhüllt wurden; das Vorbild
gaben die Silbergefässe mit vergoldeten Relieffiguren oder Inschriften,
*) Athen, Archäol. Ges. 5897, mit starken
Gravierungen; 5920, freier 4278.
2 ) In Orvieto neben korinthischen Vasen:
AA. 1898 S. 82. .
3 ) Eine gewisse Schattierung findet an
„kyrenäischen“ Vasen statt nach Puchstein,
AZ. 89, 245 f.
4 ) Z. B. Athen, archäol. Ges. 8106.
5 ) Über das Problem, das die Schild
zeichen boten: AZ. 41, 8 f.
6 ) Jahn, Einl. Anm. 494; Brunn, Cer
tosa S. 494.
7 ) Schon unter den Akropolisscherben
vertreten.
8 ) Z. B. kleine Aryballen in Athen
(Arch. Ges. 2512. 2606. 2905. 8108. 8518—
14); Gefässe mit lateinischen Inschriften aus
dem 5. Jahrhundert der Stadt; grosse Am
phora aus Korinth (im Kunsthandelj.
fl ) Z. B. Collignon, catal. Nr. 197.
10 ) Weiss: Fran^isvase Jahrb. 1887, 281;
Arch. ep. Mitt. 1888 S. 41; Vase des Sophilos
Ath. M. 14 S. 2; schwarzfigurige Vasen des
Amasis AA. 1898 S. 84; mehrere Scherben
von der Akropolis; manchmal an spätkorin
thischen Vasen AA. 1893 S. 83.
n ) Jahrb. 4, 199; ausnahmsweise gelb
liches Braun: Klein, Euphronios 2 277; Glanz
lichter: Hartwig, Meisterschalen S. 324.
337; A. Flasch (die Polychromie der grie
chischen Vasenbilder, Wiirzb. 1875) nimmt
an, die Deckfarben seien nur vielfach ver
schwunden , ehemals aber vorhanden ge
wesen.
12 ) O. Jahn, über bemalte Vasen mit
Goldschmuck, Lpg. 1865, m. 42 T.; Stephani,
CR. 1874 p. 56 (1862 T. 1); AZ. 1867 T. 224,
2; Ra. 1875 T. 20; Collignon, catal. 564 ff.;
B. 1867 p. 93 f. 1868 p. 155; Anthr. Corresp.
1879 S. 109 u. s. w.; goldene Inschrift Fa-
bretti Corpus inscr. Ital. 2762 (Cumae); Gold
schmuck an einem „alten“ Gefäss: Alexis
bei Ath. 11, 466 e.