Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 195.) 179 
Da die rote Farbe immer gefiel, sind rotthonige Gefässe nichts 
weniger als selten; die Athener stellten sie durch Mennig her, 1 ) während 
in römischer Zeit das Glasurmittel zugleich die Farbe gab. 
Die Technik wird bei gleichem Erfolge vereinfacht, wenn bloss die 
Oberfläche des Thones verdeckt wird. Dies war eine Notwendigkeit bei 
getrockneten, nicht gebrannten Gefässen, wenn sie ihren Inhalt lange be 
halten sollten. Zu diesem Behufe strichen die Babylonier Asphalt darüber, 
andere Völker verpichten die Gefässe; daraus entstand der bekannte schwarze 
Firniss der griechischen Vasen, dessen Glanz und Haltbarkeit die Nach 
ahmer selten erreichten; vor der Kaiserzeit hatte nämlich der griechische 
Einfluss dieser Manier in Europa weite Verbreitung gegeben. 2 ) Farbe 
und Glanz zugleich aber erhielt die Oberfläche in der Glasur, welche 
durch Eintauchen in eine Alkalilösung oder durch einen alkalihaltigen An 
strich entsteht. 3 ) Diese Kunst wurzelt am festesten im Orient, wo sie 
jedenfalls auch erfunden worden ist. Man spricht unrichtig von ägyp 
tischem Porzellan; in Naukratis ist allerdings eine grosse Fabrik ent 
deckt worden, 4 ) auch geht, nach den Skarabäen zu urteilen, die Kunst des 
Glasierens bei den Ägyptern bis in die Zeit der dritten Dynastie zurück. 
Besonders schön glänzen die Glasuren unter Amenhotep HI., wo man auch 
Violett und Chokoladebraun zu erzielen verstand. Sonst weist Babylonien 
die vollkommensten Glasuren auf, während die Assyrier etwas Zurück 
bleiben. Die alten Farben sind Neapelgelb (erzeugt durch Bleiantimonit 
mit Zinn), 5 ) Weiss (Zinnoxyd) und Blau (Kupferoxyd mit Blei oder pul 
verisiertes Lapislazuli), 6 ) seltener Rot (Kupfersuboxyd oder Eisenoxyd) und 
Grün (Kupferasche). Die Farben verändern sich oft, Grün in Braun, Blau 
in Weiss. 7 ) Die glasierten Gefässe verbreiteten sich vielleicht schon mit 
der mykenischen Kultur; 8 ) jedenfalls begleiteten dieselben und die gleich 
gearbeiteten Skarabäen die zweite orientalische Periode. 9 ) Während im 
Oriente die Kunst des Glasierens nie verloren gegangen zu sein scheint, 
verschwindet sie im Abendlande; nur grün zu glasieren, mögen die grie 
chischen Töpfer später neu gelernt haben. Im Grunde ist der Firniss nur 
ein Surrogat der Glasur und zwischen beide hinein gehört das metallische 
Graubraun vieler Vasen von Naukratis und Rhodos. Sicherlich ist während 
der alexandrinischen Zeit die korallenrote Glasur erfunden wrnrden, welche 
0 Suidas u. Ktohadog xsQccfxrjsg; Zin 
nober? Lucil. inc. 137 M.; Eisenoxyd nach 
dem Herzog von Luynes; vgl. Blümner 4, 
524. Auch die spätkorinthischen Vasen haben 
roten Thon. 
2 ) Über die Frage der Zusammensetzung 
Blümrer 2, 72 ff. 524. Schwarzblauer Fir 
niss begegnet in Etrurien (Fabretti, supple- 
mento III 286). 
3 ) Hefner S. 20. 17 f.; Mongez, Hist, et 
mem. de Tlnstitut royal de France III.; s. 
auch F. Keller, die rote römische Töpfer 
ware mit besonderer Rücksicht auf ihre 
Glasur, Speier 1876; Blümner 2, 88 ff. 4, 525. 
4 ) Petrie, Naucratis T S. 36 ff. T. 37 
(sehr viele glasierte Skarabäen und Formen 
für solche; Nr. 79—81 tragen den Namen 
von Psammetich I., Nr. 82 von Psamme- 
tich II.). 
5 ) Layard, discov. p. 166. 
6 ) Ein Klumpen wurde in Chorsabad 
gefunden (Place, Ninive 2, 250 f.j. 
7 ) Petrie, hist, scarabs p. 9. 
8 ) Schliemann, Orchomenos S. 45; My 
kene S. 123. 
9 ) Farbige Abbildungen: Musee Napo 
leon III. T. 49—51 (aus Rhodos; 49, 6 mit 
imitierter Kartusche des Königs Apries). 
10 ) Ross, Inselreisen 3, 55; B. 1874 p. 125 
Scherben aus Kyrene; andere unbestimmter 
Herkunft in verschiedenen Sammlungen; 
Thon in Smaragd verwandelt: Sen. ep. 90. 
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