Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 192.) 173 
sen Quasten und Troddeln, welche die Semiten schon in der Ramessiden- 
zeit liebten 1 ); beides kommt auf den assyrischen Denkmälern ganz ge 
wöhnlich vor. 
Der bunte Besatz und die ebengenannten Dinge konnten selbständig 
durch Posamentier en hergestellt und dann aufgenäht werden. Einen breiten 
Einsatz mit Figuren trugen vorne Götterbilder (wie z. B. der archaistische 
Athenatorso in Dresden zeigen kann) und die griechischen Kitharöden. 
Litteratur: Blümner 1, 200 ff. 
In ähnlicher Weise ist das Sticken accessorisch, welches in Ägyp 
ten 2 ) an der weissen Leinwand ausgebildet wurde und gewiss zuerst 
in Kreuzstichen bestand. Indes sind die Nachrichten überhaupt ziemlich 
spärlich. Die Ägypter kannten bereits die Glasperlstickerei. In der Dia- 
dochenzeit tritt die uns unbekannte „phrygische“ Manier auf, bei der viel 
Gold verwendet wurde; 3 ) dann spricht man von der offenbar hochent 
wickelten Federstickerei [ars jplumaria), welcher ähnliche künstliche Werke 
entsprungen zu sein scheinen wie am Anfänge unseres Jahrhunderts durch 
Bonav. Blanks Liebhaberei. Ihr Ursprung mag in dem Seidenlande China 
zu suchen sein, wo noch Reste der Technik existieren. Sogar mit gefärbten 
Fleckchen aus Gazellenleder zu sticken, haben die Ägypter verstanden. 4 ) 
Ornamentstickerei und Bildstickerei, welche die Alten „Malen mit der 
Nadel“ nennen, sind jedenfalls in der Ausübung getrennt gewesen. 
Zwischen Stickereien und Buntwebereien zu unterscheiden, gestatten 
nur wenige der so zahlreichen antiken Abbildungen in Ägypten, Assyrien 
und auf altgriechischen Vasen, sowie an den bemalten Statuen der Akro 
polis (besonders der Frauenstatue des „Antenor“ und der „Amazone“); auch 
die Nachrichten der Schriftsteller sind oft recht unklar, z. B. wenn sie 
von goldenen 5 ) oder gar goldgefärbten °) Kleidern reden. Die Ornamente 
der Stickerei stimmen insofern mit den Webemustern überein, als sie eben 
falls auf geraden Fäden beruhen. Alle aus geraden Linien bestehenden 
Figuren werden bevorzugt; statt des Kreises begegnet das Polygon, statt 
konzentrischer Kreise drei konzentrische Sechsecke (ein beliebtes assyri 
sches Muster); aus der Spirale wird 
aus derzurückschlagendenWelle 
der sogenannte Mäander 
Die Wellenlinie endlich verwandelt sich in 
eine Reihe zusammenhängender Dreiecke. 
Litteratur: Semper, der Stil, Bd. I; A. Stübel, über peruan. Gewebemuster und 
ihnen analoge Ornam. der altklass. Kunst, Festschr. z. Jubelfeier des 25jähr. Best. d. V. f. 
Erdk. zu Dresden; F. Fischbach, Ornamente der Gewebe, Hanau u. London 1883 f. 160 kol. 
Tafeln in hist. Folge m. engl. Text; Dupont-Auberville, Tornement des tissus, Paris 1875 
f. m. 100 T. 
Die Behandlung des Leders kommt nur hinsichtlich mancher Luxus- 
0 Abgebildet in ägyptischen Wandge 
mälden : Max Müller, Asien u. Europa S. 299. 
2 ) Lucan. 10, 142. 
3 ) Phrygianas auro spissas Sen. de be- 
nef. 1, 3. 
4 ) Mumie einer Königin aus der 21. Dy 
nastie : Phot, bei Maspero , trouvaille de 
Deir-el-bahari T. 17; Villiers Stuart, fu- 
neral tent of an Eg. queen, London 1882. 
5 ) Verg. Aen. 8, 659. 
6 ) Simmias bipennis 11; Horat. c. 4, 9, 14* 
Sen. Hippol. 4, 9, 14; Lucian. nec. 16.
	        
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