Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 192.) 171 
gern Rande 1 ) hergestellt. Die Gallier erfanden die gewürfelten Muster; 2 3 ) 
jünger sind die schillernden Stoffe (changeants)A) Der Luxus konnte hier 
nur in der Kostbarkeit des Stoffes (Seide) und des Randes (golden 4 ) oder 
purpurn) liegen. 
Eine eigentliche Dekoration ermöglichte erst der horizontale Web 
stuhl, dessen Erfindung den Ägyptern zugeschrieben wird. 5 ) Dort fand ja 
Herodot zu seiner Verwunderung, dass die Männer (d. h. Professionisten) 
webten. 6 ) Die Kunstweberei spaltete sich in zwei Zweige, die Herstellung 
von Kleiderstoffen und die Teppichweberei. In beiden haben sich die Ori 
entalen hervorgethan und unter ihnen wieder die Babylonier, welche ihren 
Ruf Jahrtausende lang behaupteten. Ägypten stand in dieser Fertigkeit 
zurück, weil die dortige Religion Leinwand- und Byssusgewänder bevor 
zugte, 7 ) während sich für Buntweberei die Wolle am besten eignet. Durch 
jahrelange Arbeit an einem einzigen Kleide 8 ) wurden Prachtgewebe er 
zielt, welche, wie der in Athen an den Panathenäen dargebrachte Peplos, 9 ) 
für Götterstatuen oder für Fürstlichkeiten bestimmt waren. Dagegen legten 
es die Griechen einem Privatmanne schon als Luxus aus, wenn er geblümte 
Kleider trug; 10 ) die Orientalen ihrerseits liebten buntgewirkte Stoffe 11 ) und 
haben zeitweise auch den klassischen Völkern ihren Geschmack annehm 
bar gemacht. Eine grössere Anzahl von Buntwebereien haben sich in Süd 
russland und vor allem in ägyptischen Gräbern der Kaiserzeit erhalten, 
um nicht zu reden von den Gewändern in den Reliquienkammern, welche 
erst jetzt wieder zu Ehren kommen, nachdem die alte Kenntnis antiker 
Stoffe 12 ) verschollen war und wieder erneuert werden musste. Auch Pom 
peji lieferte im Hause des Siricus alte Gewebe. 
Teppiche und Gobelins kommen bei nomadisierenden Völkern auf, 
wo sie Zelt, Sitz, Lager und Reitdecke abgebend den Hauptteil des 
Mobiliars ausmachen; sesshaften Leuten dienen sie zur Verkleidung der aus 
ordinärem Material hergestellten Böden und Wände, sodann als zeltartige 
Verkleidung des Speisesaales und zur Herstellung von Himmelbetten. Un 
gewöhnliche Mühe wird man auf Theatervorhänge und ganz besondere auf 
Tempelportieren verwendet haben. Die königlichen Fabriken von Pergamon 
verbreiteten in römischer Zeit den Kamen der attalischen Teppiche. Künst 
lerische Arbeiten mussten selbstverständlich nach Zeichnungen eines Malers 
gemacht werden, wenn auch unsere Überlieferung kein Seitenstück zu den 
Arrazzi und wittelsbachischen Gobelins liefert. Diesen wichtigen Kunst 
zweig kennen wir nicht sowohl durch Abbildungen oder Überbleibsel als 
q Blümner I 200 f. 
2 ) Ders. I 152, 4. 
3 ) Ders. I 152, A. 5 und 153, 1; solche 
Stoffe sind öfter in den kampanischen Wand 
gemälden abgebildet. 
4 ) Ders. I 155 ff.; Seide mit Goldfäden, 
in Haus Webereien: Hieron. ep. II 17. 
5 ) Eustathios zu Ilias 1, 31. 
6 ) 2, 85; Jes. 19, 9. 
7 ) Die Tempel steuerten daher Byssos- 
gewänder (Inschrift von Rosette Z. 17. 18). 
s) Auf Malta: Cic. in Verr. 4, 103. 
9 ) Mit Darstellung von Zeus und Athene 
im Gigantenkampfe, auf gelbem Grunde: 
Eurip. Iph. T. 223 f. Hec. 467 ff. — Abbil 
dung des Webstuhles der Penelope: Wiener 
Vorlegebl. D T. 12, 2. 
10 ) Athen. 12, 512 bc. 523 ad. 528 e. 
1 q Schon in den Gemälden der Rames- 
sidenzeit werden sie so abgebildet, mit Strei 
fen und Linearornamenten in Rot, Blau,Weiss 
(Schwarz), selten Gelb (Max Müller, Asien 
und Europa S. 299). 
12 ) Major, unvorgreiffliches Bedenken 
K. 7.
	        
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