Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap, V. Archäologische Örtskunde. (§§ IBS—134.) 
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lehrten überlassen, deren Phantasie und Aberglaube ihr Spiel mit ihnen 
treiben konnten. Die aus grossen Steinen zusammengefügten Gräber nannte 
man Hünengräber, -betten oder Heidenschanzen. Mauern und Erdwälle 
hiessen Heiden-, Hunnen-, Schweden-, im Osten auch Wenden-, Sorben 
oder Hussitenschanzen. Die graulichen Urnen, welche die Bauern häufig 
fanden, sollten wie die Schwämme „gewachsen“ sein oder man teilte sie 
den Zwergen oder dem Zwischenreiche zu, woraus wieder die seltsamsten 
Geschichten sich ergaben, z. B. dass die Gefässe um Pfingsten höher her 
aufstiegen und dann leichter zu bekommen wären. Dergleichen Aberglauben 
hat in der niederdeutschen Ebene Valentini (Museum Museorum II p. 5) 
gesammelt. In der Aufklärungsperiode begannen sich die Fürsten und die 
Gelehrten um die einheimischen Denkmäler zu bekümmern (S. 3). In der 
Zersplitterung der vielen Ortsvereine 1 ) fängt sich nun allmählich das Bedürf 
nis nach Zusammenhang und Zusammenwirken zu regen an. Das „Correspon- 
denzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur 
geschichte“ und das „Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen 
Geschichts- und Altertumsvereine“ (1863ff.) vereinigen die Lokalforschungen, 
was wenigstens für den Westen Deutschlands auch das „Korrespondenzblatt 
der westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst“ besorgt; neuestens 
erscheinen „Nachrichten über deutsche Altertumsfunde“ (1890 ff.). Eine 
staatliche Vereinigung besteht vorläufig nur für die Erforschung des römi 
schen Grenzwalls (Limes) (Organ der Kommission: Limesblatt) 2 ). 
In Originalen und Nachbildungen veranschaulicht die deutschen An 
tiquitäten das römisch-germanische Centralmuseum in Mainz, 
während in dem Germanischen Museum zu Nürnberg Altertümer nur der 
Vollständigkeit halber gesammelt sind. 
L. Llndenscbmit (Sohn), das römisch-g. C. in bildlichen Darstellungen aus seinen 
Sammlungen, Mainz 1889, 50 Lichtdrucktafeln (Übersicht über die im Museum verkäuf 
lichen Nachbildungen); Germanisches Museum: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 
N. F. Nürnberg 1858—88, 11 Bde., Anzeiger des germanischen Nationalmuseums 1884—90, 
3 Bde. Für das Königreich Preussen ist Centralstelle das anschauliche „Museum für Völker 
kunde“ in Berlin (Führer durch die Sammlungen des M. f. V., 4. Aufl., Berlin 1890 S. 8 ff.); 
Nachweisung der bei höheren Lehranst. im Königreich Preussen vorh. Samml. vor- und früh 
geschichtlicher Altertümer, im Korresp. des Gesamtvereins 1889 S. 59 ff. Bei der Berliner 
Anthropologenversammlung 1880 wurde eine „Ausstellung prähistorischer und anthropolo 
gischer Funde Deutschlands“ veranstaltet (Katalog, Berlin 1880; photographisches Album). 
Die Vorarbeiten zur Kartographie werden an ihrem Orte aufgeführt werden; ein 
grösseres Gebiet behandelt v. Tröltsch, Fundstatistik der vorrömischen Metallzeit im Rhein - 
gebiet, m. vielen Abb. u. 6 K., Stuttg. 1884. 
Übersichten: Gust. Klemm, Handbuch der germanischen Altertumskunde, Dresden 
1836 m. 23 T. (die ältere Litteratur ist S. 383 ff. verzeichnet); Sam. Chr. Wagener, Hand 
buch der vorzüglichsten in Deutschland entdeckten Altertümer aus heidnischer Zeit, Wei 
mar 1842, m. 1390 Abb. — populäre Leitfäden: Merkbuch (S. 32); A. v. Cohausen, die 
Altertümer im Rheinland, Wiesbaden o. J.; Wandtafel „Altertümer aus unserer Heimat“, 
zusammengestellt durch v. Tröltsch, Stuttgart. Die reichste Bildersammlung, jedoch unüber 
sichtlich ist: L. Lindenschmit, die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit, Mainz 1858 ff. 
Bd. I—III., jetzt im IV. Bande stehend (die Tafeln sind nach den Heften jedes Bandes 
gezählt). 
134. Eisass-Lothringen. J. D. Schöpflin, Alsatia illustrata Celtica Romana 
9 Joh. Müller, die Wissenschaft! Ver 
eine und Gesellschaften Deutschlands im 
19. Jahrhundert, Berlin 1883—87. 
2 ) Über den Limes vgl. besonders A. 
v. Cohausen , der römische Grenzwall in 
Deutschland, Wiesbaden 1884, m. 52 T. 
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