Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

öffentlicher Verkehr während Mobilmachung und Aufmarsch. 43 
Zwischenstationen traten sehr oft Verzögerungen ein, so daß die Lokalzüge 
teilweise mit erheblichen Verspätungen verkehrten. Zu nennenswerten 
Störungen im Laufe der Militärtransporte kam es jedoch nirgends. Als 
schließlich vom 7. August ab mit Beginn der geschloffenen Aufmarsch- 
bewegung auch die Militärlokalzüge auf den Haupttransportstraßen aus¬ 
fielen, bestand auf den großen Linien bis zur Beendigung des Aufmarsches 
überhaupt keine Möglichkeit zur Bedienung des öffentlichen Verkehrs. 
Neben dem hieraus sich ergebenden Mangel ausreichender Verbindungen 
machte sich zu Kriegsbeginn das vollständige Fehlen durchgehender, schnell- 
fahrender Züge zwischen den großen Städten sehr störend fühlbar, da die 
Lokalzüge infolge der langen Fahrzeiten und ihrer vielfach ungünstig 
liegenden Anschlüffe für den Verkehr auf weiten Strecken nicht geeignet 
waren. 
.Die in den ersten Tagen der Mobilmachung erfolgte Einschränkung 
des öffentlichen Verkehrs, die auf den militärisch wichtigen Linien einer 
fast völligen Stillegung gleichkam, führte im Güterumlauf des gesamten 
Wirtschaftslebens zu empfindlichen Stockungen. Zahlreiche an die Militär- 
Eisenbahnbehörden gerichtete Anfragen und Anträge aus allen Teilen des 
Reiches, namentlich aus den Kreisen des Handels und der Industrie sowie 
von seiten der Staats- und Kommunalbehörden, verlangten mit Nachdruck 
die Heranschaffung dringend benötigter Lebensmittel und wichtiger Wirt¬ 
schaftsgüter. Zur Behebung der aufgetretenen Mißstände mußten unter 
dem Zwange der Verhältnisse durch den Chef des Feldeisenbahnwesens 
schleunigst Maßnahmen getroffen werden, um wenigstens den dringendsten 
Anforderungen an Lebensmitteln und Rohstoffen nachzukommen. Dabei 
ließ sich nicht vermeiden, daß den Militär-Cisenbahnbehörden vielfach Auf¬ 
gaben zugewiesen wurden, die über den Rahmen ihrer Tätigkeit hinaus¬ 
gingen. 
Soweit es die militärische Beanspruchung der Bahnen zuließ, wurde 
den gestellten Veförderungsanträgen in weitgehendem Umfange entsprochen, 
so daß es nirgends zu Notständen kam. Da jedoch die hierdurch bedingten 
Transporte zu einer Zeit bearbeitet und gefahren werden mußten, in der 
die Eisenbahnen mit Mobilmachung und Aufmarsch bereits aufs stärkste 
belastet waren, ergab sich für die Militär-Cisenbahnbehörden und Cisen- 
bahnverwaltungen eine sehr erhebliche, äußerst störende Mehrarbeit. Unbe¬ 
rechtigte Unruhe und überängstliche Sorge veranlaßten außerdem viele 
Stellen zu übertriebenen Anforderungen, die häufig unnötige Transporte 
und unwirtschaftliche Wagenläufe zur Folge hatten. 
Die für die Städte besonders wichtige Versorgung mit Milch ließ 
sich im allgemeinen ausreichend durchführen. Rur bewährte sich die hierbei
	        
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