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Die Eisenbahnen bei Mobilmachung und Aufmarsch.
sollten die Grenz-Linienkommandanturen in die Lage verseht werden,
kleinere Truppenverschiebungen schnell auszuführen und bei größeren Heeres¬
bewegungen den ersten Wagenbedarf selbst zu decken.
Die gesamten Wagenreserven wurden entsprechend dem Transport¬
mittelbedarf in rangierten Zügen so abgestellt, daß ihre schnelle Zuführung
an die Vedarfsorte gesichert war. Soweit bei den mit ihrer Bildung
beauftragten Linienkommandanturen das vorhandene Wagenmaterial nicht
ausreichte, konnten vom 14. August ab die aus dem Aufmarschgebiete zurück¬
fließenden Leerzüge angehalten werden, ilmfang und Aufstellung
dieser Reserven gewährlei st eten die schnelle Ein¬
leitung von Truppenverschiebungen größeren Um¬
fanges hinter der Westfront.
Ähnlich waren im Osten für eine Versammlung der 8. Armee aus der
ersten weitläufigen Bereitstellung Maßnahmen zur Sicherung des erforder¬
lichen Wagenbedarfes getroffen. Hierzu wurden nach beendetem Aufmarsch
Leerzüge für den Transport eines Armeekorps und der Infanterie eines
Reservekorps in dem Gebiete östlich der Weichsel aufgestellt. Auch die
schnelle Abbeförderung des zunächst im Grenzschutz Schleswig-Holsteins
verbliebenen IX. Reservekorps war durch Abstellung des Wagenmaterials
im Bereiche der Linienkommandantur Altona vorbereitet.
15. Der öffentliche Verkehr während Mobilmachung
und Aufmarsch.
Während der Zeit der Mobilmachung und des Aufmarsches trat eine
weitgehende Beschränkung des öffentlichen Verkehrs ein, um
die Bahnen fast ausnahmslos in den Dienst des Heeres zu stellen. Ab¬
gesehen von einigen für die Lebensmittelversorgung großer Städte und
Industriegebiete vorgesehenen Zügen konnte mit Zustimmung der Militär-
Eisenbahnbehörden nur auf den militärisch unbedeutenden Nebenstrecken
ein notdürftiger Verkehr für die lebenswichtigen Bedürfnisse durchgeführt
werden, sofern ausreichend Lokomotiven und Wagen hierfür vorhanden
waren. Auf allen übrigen Linien mußte sich der öffentliche Verkehr auf
die wenigen im Militärfahrplan verkehrenden Militärlokalzüge
beschränken. Sie waren namentlich in den ersten Tagen, als noch der große
Rückstrom der Ferienreisenden bewältigt werden mußte, stark besetzt. Da
sie ferner vielfach die einzige Möglichkeit boten, die im militärischen oder
öffentlichen Interesse zugelasienen Güter zu befördern, wurde ihre Höchst¬
stärke häufig überschritten. Hierdurch und infolge des Ein- und Ausladens
der Sendungen sowie durch das Ein- und Aussetzen von Wagen auf den