Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen bei Mobilmachung und Aufmarsch. 
Porte der späteren Tage die Drucklegung erst nach ausgesprochener Mobil¬ 
machung stattfinden sollte. Auf Grund der Fahrtlisten wurden die „Fahr- 
und Marsch tafeln" aufgestellt, die für jeden Truppenteil alle für 
seine Abbeförderung und Cisenbahnfahrt wissenswerten Angaben ent¬ 
hielten, wie Fahrtnummer, Zeit und Ort der Abfahrt, Transportweg, An¬ 
ordnungen für Verpflegung während der Fahrt, Ankunft am Ziel. Da die 
Fahr- und Marschtafeln aus Gründen der Geheimhaltung erst im Mobil¬ 
machungsfalle den Generalkommandos zugingen, erhielten diese die Fahrt¬ 
listen der innerhalb der ersten vier Mobilmachungstage vorauszubefördern¬ 
den Truppen schon im Frieden überwiesen, um ihre rechtzeitige Absendung 
sicherzustellen. Sofern bei diesen Transporten der Zielpunkt geheim zu 
halten war, wurde in den Fahrtlisten an Stelle der Angaben über den 
Ausladeort die voraussichtliche Dauer der Fahrt in Stunden vermerkt. 
Auf diese Weise waren die Generalkommandos bei der Mobilmachung in 
der Lage, die Truppenteile schon vor Eingang der Fahr- und Marschtafeln 
mit den nötigen Weisungen zu versehen. 
Alle im Laufe des Mobilmachungsjahres in der planmäßigen Auf¬ 
marschbearbeitung eintretenden Ä n d e r u n g e n, wie sie z. B. durch Ver¬ 
legung der Standorte, Aufstellung neuer Verbände oder Umleitung von 
Transportstraßen infolge Vauarbeiten an den Strecken erforderlich wurden, 
fanden ebenso wie die durch den Wechsel des Sommer- und Winterfahr¬ 
plans bedingten Berichtigungen durch die Ausgabe von Deckblättern zu 
den Fahrtlisten Berücksichtigung. Außerdem wurden schon im Frieden für 
den Fall von Stockungen oder Störungen des Aufmarsches infolge Unfalls 
oder Unterbrechung Umleitungspläne für stark belegte Linien vor¬ 
bereitet, die einen raschen Überblick über die Streckenbelegung und über die 
Möglichkeit der Ausführung von Änderungen der planmäßigen Trans¬ 
portbewegung gewährten. 
Angünstig für den Aufmarsch war die große ost-westliche Ausdehnung 
des Reiches, die für den Transport der an der russischen Grenze stehenden 
Korps nach dem Westen Fahrzeiten bis zu drei Tagen bedingte. Mit der 
Größe der Wege wuchs auch der Aufwand an Personal und Material, an 
Zeit für die reine Fahrt und für die zunehmende Zahl von Aufenthalten zum 
Zwecke des Betriebes und der Truppenverpflegung. Bei den langen Fahrt¬ 
wegen von der Ost- zur Westgrenze entfiel fast ein Drittel der Gesamtfahr¬ 
zeit auf die Aufenthalte. Nachteilig wirkte auch die Einschnürung, die der 
Zugverkehr kurz vor den Versammlungsräumen des Heeres durch die großen 
Engen erlitt, welche die Brücken über den Rhein und die Weichsel 
bildeten. Sie lagen für feindliche Zerstörungsversuchs besonders günstig, 
erleichterten die gegnerische Spionage und führten durch Zusammendrängen
	        
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