Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Rückblick. 
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im weiteren Verlaufe der Offensive mit mehr als 600 Zügen vom west¬ 
lichen Kriegsschauplatz nach dem Osten erfolgte Abgabe von Verstärkungen 
zeigte aufs neue den außerordentlichen Wert des leistungsfähigen heimat¬ 
lichen Netzes bei seiner Ausnutzung für die zur Führung des Zweifronten¬ 
krieges notwendigen Heeresverschiebungen. 
Die erfolgreiche Durchführung der neuen Angriffsoperation brachte 
weite Gebiete polnischen Landes wieder in deutsche Hand. Große Teile 
des kurz vorher beim Rückzüge der 9. Armee auf Oberschlesien zerstörten 
russischen Vahnnetzes mußten nunmehr wiederhergestellt und für eigene 
Heereszwecke nutzbar gemacht werden. Die 9. Armee blieb dabei im wesent¬ 
lichen auf die Vollbahn Thorn—Lowitsch angewiesen, deren Instand¬ 
setzung zugunsten einer von Montwy nach Strykow gebauten Feldbahn 
allerdings verspätet und mit unzulänglichen Kräften in Angriff genommen 
wurde. Ebenso wie auf dieser Strecke blieb auch die Leistungsfähigkeit der 
übrigen wiederhergestellten Linien vorerst gering und die Vetriebsführung 
auf ihnen äußerst schwierig, da die beim Rückmarsch der 9. Armee aus¬ 
geführten Zerstörungen der polnischen Bahnen nunmehr in gleichem Maße 
die eigenen Wiederherstellungsarbeiten behinderten, wie sie vorher den 
Gegner in seinem weiteren Vorgehen gehemmt hatten. Erst ganz allmählich 
gelang es, das besetzte Retz Polens durch einheitlichen Ausbau zur Be¬ 
wältigung eines erhöhten Zugverkehrs auszugestalten. 
Vor neue, große Ausgaben wurden die Eisenbahnen des östlichen 
Kriegsschauplatzes gestellt, als die Oberste Heeresleitung zu Anfang des 
Jahres 1915 dem Oberbefehlshaber Ost stärkere Kräfte zum Angriff gegen 
den russischen Nordflügel zur Verfügung stellte. Aus der Mitte des Reiches, 
von Polen und dem Westen kommend, rollten in den ersten Tagen des 
Monats Februar täglich mehr als 130 Truppenzüge in das Gebiet östlich 
der Weichsel, um die als Verstärkung überwiesenen Korps für den Aufmarsch 
zur Winterschlacht in Masuren bereitzustellen. Die außerordent¬ 
lich hochgespannte Leistung, die namentlich an das Retz der Eisenbahn- 
direktion Königsberg erhebliche Anforderungen stellte, wurde mit großer 
Sicherheit und Pünktlichkeit durchgeführt. 
Als im Verlaufe der Operation weite Gebiete des ostpreußischen Bahn- 
netzes wieder instand gesetzt und in Betrieb genommen werden mußten, 
ergaben sich infolge der vielfachen feindlichen Zerstörungen und der 
anhaltend ungünstigen Witterungsverhältniste große Schwierigkeiten. Sie 
führten in Verbindung mit den ständig hohen militärischen Transport¬ 
anforderungen zu einer lang andauernden, die Vetriebsführung in hohem 
Grade ungünstig beeinflussenden Überlastung des östlichen Netzes.
	        
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