Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Rückblick. 
jedoch sehr bald eine erhebliche Anspannung des Betriebes mit unvermeid¬ 
lichen Stockungen und häufigen Verspätungen ein. 
Der Mitte September durch Abtransport stärkerer Kräfte aus Ost¬ 
preußen erfolgte Aufmarsch der 9. Armee in Oberschlesien 
wurde schnell und reibungslos durchgeführt und das beim Vormarsch gegen 
die Weichsel besetzte polnische Netz durch Cisenbahntruppen unter tat¬ 
kräftiger Unterstützung durch die Cisenbahndirektionen Kattowih und Posen 
in kurzer Zeit wieder betriebsfähig gemacht. Eine gewisse Erschwernis 
brachte hierbei die notwendige Amnagelung der in Breitspur angelegten 
russischen Bahnen, wodurch für die Wiederherstellung ein vermehrter Auf¬ 
wand an Zeit und Kräften erforderlich wurde. Bei der ständig hohen 
Belastung der Strecken Polens und ihrer geringen Leistungsfähigkeit 
wickelte sich der Zugverkehr in den ersten Zeiten nur mit großen Schwierig¬ 
keiten ab; er ließ sich auf die Dauer lediglich unter erheblicher Einschränkung 
des Nachschubes an Verpflegung und Munition durchführen. 
Als sich die 9. Armee in der zweiten Hälfte des Oktobers vor über¬ 
legenem feindlichen Angriff zum Rückzüge auf Oberschlesien 
entschloß, wurden die polnischen Bahnen westlich der Weichsel so nach¬ 
haltig unbrauchbar gemacht, daß der Gegner nur langsam zu folgen ver¬ 
mochte. Zum ersten Male kam hierbei in großem Maßstabe die Zerstörung 
des Bahnnetzes eines ganzen Landes im Verlaufe der eigenen Rückzugs¬ 
operationen zur erfolgreichen Anwendung. Die hierfür notwendigen 
Arbeiten ließen sich in so erheblichem Umfange nur infolge der frühzeitigen 
Vorbereitungen ausführen, die das Armee-Oberkommando schon beim 
Vormarsch angeordnet hatte. Durch den infolge der Zerstörungen dem 
Feinde verursachten Aufenthalt gelang der 9. Armee die schnelle Loslösung 
vom Gegner; die Voraussetzung für eine Umgruppierung der deutschen 
Kräfte mit Hilfe des leistungsfähigen heimatlichen Vahnnetzes zur Ein¬ 
leitung einer neuen Angriffsoperation war hierdurch geschaffen. Sie sollte 
als überraschender Stoß längs der Weichsel in der Richtung auf Lods 
gegen die Nordflanke des auf Oberschlesien vorrückenden russischen Heeres 
geführt werden. 
Der hierfür erforderliche Neuaufmarsch der 9. Armee in 
der Gegend südwestlich T h o r n, bei dem Verbände aus Schlesien, Ost¬ 
preußen und dem Westen herangeführt werden mußten, wickelte sich plan¬ 
mäßig ab, obwohl sich die Ausladungen auf engem Raume zusammen¬ 
drängten. Die große strategische Bedeutung der Eisenbahnen zur Ge¬ 
währung operativer Bewegungsfreiheit im Ringen gegen zahlenmäßige 
Überlegenheit und damit zur Vervielfältigung der eigenen Kampfkraft trat 
bei diesen Operationen in Polen ganz besonders in die Erscheinung. Die
	        
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