Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Rückblick. 
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Eine nicht minder hervorragende Rolle spielten die Schienenwege zu 
Kriegsbeginn bei der Führung der Operationen auf dem östlichen 
Kriegsschauplatz. Wenn die heimatlichen Bahnen hier auch nicht 
allen militärischen Ansprüchen voll genügten, so waren sie doch den 
Leistungen des angrenzenden österreichisch-ungarischen oder gar des russischen 
Netzes bei weitem überlegen. Nachdem bald nach beendetem Aufmarsch 
die 8. Armee aus ihrer breiten Grenzschuhaufstellung unter teilweiser Ver¬ 
schiebung mit der Eisenbahn hinter der Angerapp und der Masurischen 
Seenkette zum Angriff gegen die russische Rjemen-Armee versammelt 
worden war, führte der am 20. August abends erfolgte Abbruch der 
Schlacht bei Gumbinnen zur Abbeförderung der auf den beiden 
Armeeflügeln kämpfenden Verbände gegen die Weichsel. Während 
der Transport der 3. Reserve-Division und der 6. Landwehr-Brigade aus 
der Gegend von Lätzen ohne Störung verlies, ließ sich auf dem linken Flügel 
die Verschiebung des I. Armeekorps infolge Äberfüllung der über Königs¬ 
berg—Marienburg laufenden Linie durch Räumungs- und Flüchtlings¬ 
züge nur unter mannigfachen Reibungen und Verzögerungen durchführen. 
Die panikartig einsetzende Flucht der Bevölkerung aus den bedrohten 
Grenzgebieten hatte eine so erhebliche Belastung des ostpreußischen Rehes 
gebracht, daß die schnelle und planmäßige Abwicklung von Truppen¬ 
verschiebungen hierdurch außerordentlich behindert war. Bei der Lage der 
8. Armee in Ostpreußen konnten die Eisenbahnen zur jederzeitigen 
Erfüllung ihrer operativen Aufgaben nur dann befähigt bleiben, wenn sie 
von allen nicht unbedingt notwendigen Transporten entlastet wurden. 
Außer den nach Abbruch der Schlacht bei Gumbinnen abbeförderten 
Verbänden der 8. Armee wurden noch Truppen der Festungsbesatzung 
Thorn sowie die Landwehr-Division Goltz zur Schlacht bei Tannen¬ 
berg mit der Eisenbahn herangeführt. Die rechtzeitige Bereitstellung 
aller verfügbaren Kräfte zum Angriff war nur durch planmäßiges Zu¬ 
sammenwirken von Fußmärschen und Bahntransporten möglich. Sie bil¬ 
deten die Grundlage der mit so überaus großem Erfolge durchgeführten Ver- 
nichtungsoperation bei Tannenberg. Die aus dem Westen anrollenden 
Verstärkungen — zwei Korps und eine Kavallerie-Division — kamen erst 
nach Beendigung der Kämpfe Anfang September zur Ausladung und zur 
Schlacht an den Masurischen Seen zum Einsah. 
Trotz des geringen Bestandes an Vautruppen ließen sich nach den 
Schlachten bei Tannenberg und an den Masurischen Seen die wichtigsten 
Linien im befreiten Ostpreußen schnell wiederherstellen. Bei der beschränkten 
Zahl benutzbarer Strecken und ihrer vorerst geringen Leistungsfähigkeit trat
	        
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