Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Rückblick. 
der Obersten Heeresleitung dringend geforderten großen Verschiebungen 
nach Belgien und Nordfrankreich erfolgen. Zur Ermöglichung einer ein- 
heitlichen Operation bedurfte es hierbei der Zusammenfasiung der 
Leistungen der Eisenbahnen für die Durchführung eines planmäßigen, 
geschlossenen Aufmarsches. Anderenfalls mußte es — abgesehen 
von der Schnelligkeit der Transportdurchführung — wesentlich vom Zu¬ 
fall abhängen, ob es bei dem nunmehr einsetzenden Ringen um den 
äußeren Flügel gelang, dem in günstigerer Lage befindlichen Feinde 
die Vorhand abzugewinnen. Während die Franzosen im eigenen Lande 
jederzeit die Möglichkeit zur raschen Ausführung umfangreicher Truppen¬ 
verschiebungen hinter der Front und damit zur schnellen Einleitung neuer 
Operationen besaßen, mußten auf deutscher Seite die hierfür notwendigen 
Transporte auf den vielfach gründlich zerstörten, fast überall erheblich be¬ 
schädigten belgisch-französischen Eisenbahnen vorgenommen werden. Häufig 
war es unter dem Zwange der äußerst gespannten operativen Lage 
erforderlich, über die in Eile notdürftig wiederhergestellten Strecken 
unmittelbar nach erfolgter Vetriebsaufnahme Truppenzüge in dichter Folge 
zu leiten und Transporte auf den vorerst nur unzureichend ausgebauten 
Bahnhöfen zu entladen. Angeachtet der beträchtlichen Erschwernisse, die 
der Betrieb auf den Bahnen der besetzten Gebiete mit sich brachte, gelang 
es den deutschen Militär-Cisenbahnbehörden trotz mancher Reibungen und 
vielfacher Störungen, die für die Weiterführung der Operationen auf dem 
rechten Heeresflügel notwendigen Kräfte rechtzeitig heranzuführen. Dieser 
unbestrittene Erfolg des deutschen Feldeisenbahnwesens war in erster Linie 
den vorzüglichen Leistungen seines Personals zu danken und um so höher 
zu bewerten, als der französischen Führung bei diesem Ringen um den 
äußeren Flügel ein unbeschädigtes, teilweise außerordentlich leistungs¬ 
fähiges Vahnnetz zur Verfügung stand. 
Als dann gegen Mitte Oktober zur Bildung der 4. Armee 
die in der Heimat neu aufgestellten Reservekorps nach dem westlichen 
Kriegsschauplatz befördert und im Verlaufe der anschließenden Kämpfe 
zahlreiche Verbände der übrigen Heeresfront zur 4. und 6. Armee heran¬ 
geführt werden mußten, hatten sich die Zustände auf den besetzten belgisch¬ 
französischen Bahnen durch weiteren Ausbau und günstigere Gestaltung 
des Betriebes bereits so weit gebessert, daß sich die Abwicklung dieser 
Transporte ohne wesentliche Schwierigkeiten vollziehen konnte. Das 
gewaltige Werk der Wiederherstellung und Ausnahme des Betriebes der 
im Westen besetzten Eisenbahnen war damit zu einem gewisien Abschluß 
gelangt und das für militärische Zwecke bedeutsame Retz in seinen wich¬ 
tigsten Anlagen wenigstens notdürftig wieder benutzbar gemacht.
	        
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