Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Rückblick. 
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damit den wirtschaftlichen Bedürfnissen wenigstens teilweise wieder dienst¬ 
bar gemacht. 
Noch ehe der Aufmarsch beendet war, fanden die heimatlichen Eisen¬ 
bahnen auf dem westlichen Kriegsschauplatz Gelegenheit zur 
taktischen Verwendung im Rahmen größerer Kampfhandlungen. Zur 
Abwehr des Vorstoßes französischer Kräfte aus Velfort wurde das bei 
Straßbmg stehende XV. Armeekorps in die Gegend von Colmar gefahren, 
um zusammen mit dem auf dem rechten Rhein-Ufer in der Ausladung be¬ 
griffenen XIV. Korps den auf Mülhausen vorgehenden Feind anzugreifen. 
Der Verlauf dieser ersten, auf den Eisenbahnen ausgeführten Truppen¬ 
verschiebung vollzog sich infolge von Eingriffen der Kommandobehörden 
bei der Transportregelung und durch unzureichende Zusammenarbeit mit 
der Linienkommandantur nicht ohne Reibung. Nach der Schlacht bei 
Mülhausen und dem Rückzüge des Gegners auf Velfort erfolgte die Ver¬ 
schiebung der an diesen Kämpfen beteiligten beiden Korps an den linken 
Flügel der 6. Armee zur Mitwirkung bei den bevorstehenden Operationen 
in Lothringen. Die Abbeförderung führte bei dem XV. Armee¬ 
korps wiederum zu mannigfachen Störungen, während der gleichzeitige 
Abtransport des XIV. Korps dank der engen Zusammenarbeit 
zwischen Generalkommando und Militär-Eisenbahnbehörde im wesentlichen 
glatt verlief. 
Gleichfalls ohne Reibung wickelte sich die Heranführung der zunächst 
in den Aufstellungsorten verbliebenen sechs Crsatzdivisionen zur 
6. und 7. Armee nach den Reichslanden ab, wobei zum ersten Male im 
Kriege das Verfahren der freien Transportbearbeitung von Linie zu Linie 
erfolgreich zur Anwendung gelangte. 
Während sich die bisherigen Truppenverschiebungen auf dem unbe¬ 
schädigten und leistungsfähigen heimatlichen Netz abspielten, mußte die am 
22. August über Aachen in der Richtung auf Antwerpen befohlene Heran¬ 
führung des IX. Reservekorps zum Teil auf den erst kurz vorher 
instand gesetzten und in Betrieb genommenen belgischen Strecken unter 
schwierigsten Verhältnissen erfolgen. Durch die unbedingt notwendige Vor¬ 
führung von Nachschubzügen auf der einzigen, gleichzeitig für den An¬ 
transport des IX. Reservekorps benutzten Eisenbahnetappenlinie der Armeen 
des rechten Flügels traten gegen Ende der Bewegung vorübergehend erheb¬ 
liche Verzögerungen ein. 
Als nach dem Erfolge der Grenzschlachten die Oberste Heeresleitung 
glaubte, daß die Feldzugsentscheidung im Westen zugunsten der deutschen 
Waffen gefallen und der Augenblick zur Umgruppierung der Streitkräfte vom 
Westen nach dem östlichen Kriegsschauplatz gekommen sei, fiel den Eisen-
	        
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