Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Instandsetzung und Betrieb der ostpreußischen Bahnen. 
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Südlich Stallupönen konnte am 21. Februar die Linie über Tollming- 
kehmen bis Szittkehmen und am 1. März bis Goldap befahren 
werden, das bereits am 20. Februar von Angerburg erreichbar war. Zum 
gleichen Zeitpunkte ließ sich auch die fast unbeschädigte Strecke von Goldap 
nach Marggrabowa wieder in Betrieb nehmen. 
An allen diesen Bahnen waren einzelne Kunstbauten sowie die 
Weichen und Wasserversorgungsanlagen der Bahnhöfe zerstört und die 
Telegraphen- und Fernsprecheinrichtungen stark beschädigt. Die zur 
Wiederherstellung notwendigen Arbeiten wurden äußerst erschwert durch die 
Schwierigkeiten bei der Heranführung der Geräte und Baustoffe, die auf 
den völlig verschneiten und vereisten Wegen, bei großer Glätte und hohem 
Schnee unter denkbar ungünstigen Verhältnissen erfolgen mußte. Auch 
behinderte starker Frost die Ausführung aller Arbeiten, im besonderen 
beanspruchte die Freilegung der Gleise von dem festgefrorenen Schnee außer¬ 
ordentlich viel Zeit. 
Bei Marggrabowa schloß die bereits vor dem Kriege im Unterbau 
nahezu fertiggestellte Bahn nach Czymochenan. Durch ihren Ausbau 
und ihre Verlängerung bis Ratschki hatten die Russen im Anschluß an 
die breitspurige Neubaustrecke Suwalki — Ratschki eine weitere 
Verbindung mit dem ostpreußischen Netz geschaffen. Die vom Feinde 
während des Winters gebaute Bahn bot in ihrem neuangelegten östlichen 
Teile das ausgesprochene Bild einer rasch hergestellten Kriegsbahn mit 
erheblichen Steigungen bis 1 :50 und häufigem Gefällwechsel; zudem war 
die Gleislage schlecht und der Oberbau schwach. Außer Ratschki, wo große 
llmladerampen den Übergang von der russischen auf die deutsche Spur 
vermittelten, besaßen sämtliche übrigen Bahnhöfe nur geringe Entwicklung. 
Auch waren alle an der Strecke vorhandenen Wasierversorgungsanlagen zer¬ 
stört. Dagegen blieben die Gleisanlagen unbeschädigt, während der Gegner 
das gesamte rollende Material auf der Übergangsstation Ratschki zu¬ 
sammengefahren und durch Feuer oder Sprengung unbrauchbar gemacht 
hatte. Rach Aufräumung des Bahnhofes und Umnagelung des Strecken¬ 
teiles östlich davon ließen sich am 25. Februar die ersten Züge nach 
Suwalki und am 1. März nach Augustow vorziehen. Infolge der 
schlechten Gleislage und der schwierigen Wasserversorgung, die in den 
ersten Zeiten ausschließlich mittels Handpumpen erfolgen mußte, war die 
Leistung dieser Linie zunächst gering. Rur mit großen Schwierigkeiten 
konnten auf dem ersten Streckenabschnitt bis Ratschki täglich acht halbe 
3üge und anschließend bis Suwalki vier vorgeführt werden. 
Während des zunächst herrschenden Frostes lag das Gleis auf dem 
gefrorenen Boden fest, so daß größere Betriebsstörungen nicht eintraten. 
Zelbeisenbahnwesen. I. Banb. 13
	        
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