Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

174 Die Eisenbahnen im Osten während des Bewegungskrieges. 
Unverhältnismäßig starke Arbeitskräfte erforderte die Strecksnunter- 
haltung zur Erreichung einer wenigstens notdürftig befahrbaren Gleislage. 
Neben zahlreichen Zivilarbeitern aus dem besetzten polnischen Gebiete 
fanden auf lange Zeit insgesamt 16 Eisenbahnbaukompagnien Verwendung. 
Alle Versuche, durch Festlegung der Gleisrahmen mittels eingeschlagener 
Pfähle, untergezogener Vohlen oder angelegter Knüppeldämme eine Vesse- 
rung im Zustande der Strecke herbeizuführen, scheiterten an der zu geringen 
Festigkeit des an den meisten Stellen in Sumpf verwandelten Bahnkörpers. 
Erst als nach Entfernung der oberen, mit Wasser gesättigten Bodenschicht 
eine Sandbettung eingebracht und eine ausreichende Entwässerung beider¬ 
seits des Schienenweges angelegt wurde, besserten sich allmählich Gleis- 
und Betriebslage. 
Baufortschritt und Leistungen erfüllten keineswegs die Erwartungen, 
die die Kommandobehörden auf Grund der unter weit günstigeren Ver¬ 
hältnissen gesammelten Friedenserfahrungen und der in den Dienstvor¬ 
schriften niedergelegten Verwertung an Bau und Betrieb der Feldbahn 
stellten. Ihre Herstellung beanspruchte viel Zeit und erhebliche Arbeits¬ 
kräfte, auch vermochte sie bei dem raschen Vorgehen der Armee nicht so dicht 
zu folgen, daß diese bei Heranführung des Nachschubes besonderen Nutzen 
aus der Schmalspurbahn hätte ziehen können. Neben den äußerst schwie¬ 
rigen Gelände-, Boden- und Witterungsverhältnissen lagen die Gründe für 
die entstandenen Reibungen in der durch den schnellen Vormarsch der 
kämpfenden Truppe bedingten Überstürzung der Arbeiten, deren Arnfang 
unterschätzt wurde, und in der übereilten Aufnahme des Nutzbetriebes. 
Hierdurch entstanden Verzögerungen im Vau und Mängel bei der Anlage 
der Bahn, die den Betrieb ungünstig beeinflußen mußten. 
Als am 22. Dezember auf der von der Cisenbahndirektion Bromberg 
wiederhergestellten Vollbahn Thorn—Lowitsch der Zugverkehr auf¬ 
genommen wurde, hatte die Feldbahn, noch ehe sie ihr Ziel Strykow er¬ 
reichte, ihre Bedeutung als Nachschublinie für die Armee verloren. 
Auch auf dem mit Schienenwegen nur spärlich ausge¬ 
statteten östlichen Kriegsschauplatz mußte sich die An¬ 
lage von Schmalspurbahnen während des Bewegungs¬ 
krieges auf jene wenigen Fälle beschränken, in denen 
Vollbahnen gänzlich fehlten. Wären die zahlreichen, für Bau 
und Betrieb der Feldbahn eingesetzten Cisenbahntruppen von Anfang an 
zur schnellen Wiederherstellung der Vollbahn verwandt worden, dann hätte 
sich in weit kürzerer Zeit im Rücken der 9. Armee eine wirklich leistungs¬ 
fähige Verbindung schaffen lassen, die bei der Fortführung der Operationen 
von entscheidender Bedeutung werden konnte.
	        
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