Wiederherstellung und Betrieb der in Polen besetzten Bahnen.
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Die Leistung betrug bis zum 2. Dezember durchschnittlich 200 t Ver¬
pflegung sowie Munition und erhöhte sich im Laufe des Monats auf
etwa 5601.
Der Betrieb wickelte sich von Anfang an recht schwierig ab. Die
meisten Störungen entstanden vorwärts Lubranjez, wo außerordentlich
welliges, von zahlreichen Kuppen und steilen Hängen durchsetztes Gelände
ohne ausgesprochene Talrichtung zu durchschreiten war, so daß die gewählte
Linienführung bei der Schnelligkeit des Baues den Forderungen günstiger
Vetriebsführung nicht überall entsprach. Hierzu kam die sumpfige Be¬
schaffenheit der tiefer gelegenen Stellen und die Ansicherheit des schweren
Mbenbodens, der bei dem anfangs herrschenden Frost zuverlässig und fest
erschien, bei dem später eintretenden Tauwetter sich aber weich und nach¬
giebig erwies. Da infolge der geforderten Beschleunigung des Baues
das Gleis bei der zunächst günstigen Witterung ohne Bettung
verlegt und mit dem vorhandenen Boden unterfüllt wurde, trat
später bei dem plötzlich einsetzenden Regen- und Tauwetter eine äußerst
unsichere Gleislage ein. Oft versanken die Schienen vollständig in dem
schlammigen Boden, der an den niedrig gelegenen Stellen von dem sich an¬
sammelnden Wasser überflutet wurde. Die Folge waren zahlreiche, oft
schwere Anfälle, die den Betrieb namentlich bei Nacht auf viele Stunden
lahmlegten. Häufig mußte man entgleiste Lokomotiven zunächst liegen
lassen und die Störung durch Vau eines Amgehungsgleises beheben. Auch
die zahlreichen, auf freier Strecke angelegten Wafierentnahmestellen zur
Speisung der Lokomotiven behinderten den Zugverkehr erheblich. So
konnte von einem regelmäßigen Betriebe auf Grund des Fahrplans keine
Rede sein. Die Züge blieben infolge der häufigen Störungen ungewöhn¬
lich lang auf der Strecke liegen, ein empfindlicher Mangel an Zugkräften
trat ein, der Wagenumlauf wurde stark verzögert. Als unvermeidliche
Begleiterscheinung dieses ungeregelten Betriebes ergaben sich Aberfüllungen
der Bahnhöfe, die zu zahlreichen Streckensperrungen führten. Diese überaus
schwierigen Zustände erforderten ständige Überwachung und häufige Ein¬
griffe durch das Kommando der Feldbahn unter Oberstleutnant Schroeder
sowie außergewöhnliche Leistungen der für Betrieb und Vahnunterhaltung
eingesetzten Cisenbahntruppen. Die Mannschaften waren in der un¬
günstigsten Jahreszeit bei wechselndem Frost, Schnee, Regen und Tau¬
wetter sowie schlechtester Unterbringung den Anbilden der Witterung
ständig ausgesetzt. Richt selten blieb das Maschinenpersonal bei den
häufigen, lang andauernden Stockungen bis zu 72Stunden im Dienst. Die
Folge dieser Überanstrengung zeigte sich in einem besonders hohen Kranken¬
stands.