Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen im Osten während des Bewegungskrieges. 
von Memel ihren Königsberger Truppenteilen auf dem Wasserwege über 
das Kurische Haff zugeführt. Außerdem gingen in der ersten Augusthälfte 
zur Füllung des Proviantamtes Königsberg mit Vieh, Heu und Kartoffeln 
zahlreiche Dampfer und Kähne nach der Deime- und Tilsiter Niederung. 
Infolge Vorgehens der Russen wurde jedoch am 22. August die Deime für 
den Schiffsverkehr gesperrt und dadurch auch die Wasierverbindung nach 
Tilsit unterbrochen. Als sich am gleichen Tage der Verkehr nach Danzig 
über das Frische Haff aufnehmen ließ, konnten auf diesem Wege bald 
darauf 28 700 Gestellungspflichtige und Mannschaften der ostpreußischen 
Rekrutendepots abbefördert werden. Auch ein großer Teil der sehr umfang¬ 
reichen Postsendungen Ostpreußens nach dem Innern Deutschlands und 
in umgekehrter Richtung benutzte von Ende August ab den Schiffsweg 
zwischen Königsberg und Danzig. 
c) Die Räumungs- und Flüchtlingsbewegung. 
Während die Nachschubtransporte zu keiner wesentlichen Belastung 
der ostpreußischen Bahnen führten, trat sehr bald durch die in den östlichen 
Grenzbezirken einsetzende Räumungs- und Flüchtlings- 
bewegung^) eine erhebliche Beanspruchung des nur wenig leistungs¬ 
fähigen Netzes ein. Für eine frühzeitige, planmäßige Rückführung der 
kriegswirtschaftlich wertvollsten Güter Ostpreußens waren im Frieden Vor¬ 
bereitungen, die den Militär-Eisenbahnbehörden und Eisenbahnverwal¬ 
tungen als Unterlage für die zu erwartenden Transportanforderungen hätten 
dienen können, nicht getroffen. Lediglich die Abbeförderung der Remonte- 
depots und Gestüte aus dem Gebiete östlich der Weichsel in das Innere 
des Reiches wurde vorbereitet und planmäßig durchgeführt. Als daher 
schon in den ersten Augusttagen eine Flucht der Bevölkerung, vor allem aus 
den zunächst betroffenen östlichen Grenzstrichen begann und sehr bald einen 
immer größeren Umfang annahm, wurden die Eisenbahnen vor eine äußerst 
schwierige Aufgabe gestellt. Cs war natürlich, daß zahlreiche Flüchtlinge, 
die zum größten Teil ihr Vieh und ihre bewegliche Habe mit sich führten, 
den nächstgelegenen Bahnhöfen zustrebten und von hier mit allen Mitteln 
auf rasche Abbeförderung drängten. So gestaltete sich schon während der 
Schlacht bei Gumbinnen die Vetriebslage der Eisenbahnen durch die in 
dichter Folge aus den Grenzgebieten eintreffenden Räumungs- und Flücht¬ 
lingszüge recht schwierig. Ganz besonders litt hierunter der Bahnhof 
Insterburg, aus dem die Mehrzahl der aus den bedrohten Bezirken 
kommenden Züge zusammenlief, und wo die Schwierigkeiten durch die vielen 
0 „Der Weltkrieg 1914 bis 1918", Band II, S. 320 bis 323.
	        
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