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Die Eisenbahnen im Westen während des Bewegungskrieges.
bedrohlich erscheinenden Lage im Rücken des deutschen Westheeres nun¬
mehr doch zur Verschiebung stärkerer Kräfte aus den Reichslanden nach
Belgien entschlossen hatte, eine allgemeine Mitteilung über die in Aus¬
sicht genommene baldige Abbeförderung einer Kavallerie-Division und
zweier Korps. Bald darauf erfolgte der endgültige Befehl zum Ab¬
transport der in Lothringen stehenden 7. Kavallerie-Division und des
bisher im Bereiche der 7. Armee eingesetzten XV. Armeekorps"), denen auf
Grund späterer Anordnungen das I. bayerische Korps folgen sollte. Aus
diesen Verbänden war zusammen mit den in Belgien südlich Antwerpen
stehenden Kräften (III. und IX. Reservekorps) sowie den Belagerungs¬
truppen von Maubeuge die Bildung einer neuen 7. Armee beab¬
sichtigt, die nach den später vom Chef des Generalstabes des Feldheeres er¬
teilten Weisungen, den rechten Heeresflügel verstärken sollte.
jV_ Bei der nunmehr einsetzenden Abbeförderung aus den Reichslanden
zum rechten Flügel kamen zum ersten Male die Eisenbahnen des besetzten
Gebietes für Heeresbewegungen größeren Umfanges zur
Ausnutzung. Während die Verladung der Truppen auf dem lei¬
stungsfähigen heimatlichen Netz erfolgte, wurden die
Ausladungen und der größte Teil der Transportdurchführung auf die be¬
setzten Bahnen verlegt, die nur notdürftig wiederhergestellt und mit ihren
vordersten Strecken erst seit kurzem in deutschem Betriebe waren. Mit
großen Transportleistungen ließ sich daher nicht rechnen, zumal eine Be¬
schränkung des Nachschubes nur vorübergehend bis zu einem gewissen Grade
möglich war.
^26 Nach dem Stande der Wiederherstellungsarbeiten kamen für diese
^Verschiebungen zweiTransportstraßenin Frage. Die eine ver¬
lief über Trier—Gerolstein—Aachen—Lüttich—Löwen—Brüsiel—Mons—
Cambrai nach St. Quentin mit einer Abzweigung über Paronne—Chaulnes
nach Ham. Sie bildete die einzige durchgehende Verbindung zu den
Armeen des rechten Flügels und war daher durch Nachschubtransporte er¬
heblich beansprucht. Von Vorteil war, daß die Ausladung der auf dieser
Strecke herangeführten Verbände nahe der Front erfolgen konnte, wodurch
sich längere Märsche im Anschluß an den Bahntransport vermeiden ließen.
Die zweite von Metz über Diedenhofen—Luxemburg—Libramont—
Marloie führende Linie endigte vorerst infolge Zerstörung der Eisenbahn¬
brücke über die Maas vor Ramur. Auf dieser Strecke anrollende Verbände
waren daher südlich des Flusies auszuladen und durch Fußmarsch nach dem
rechten Heeresflügel heranzuziehen. Schwächere Kräfte konnten auch, wie
») Die 61. Infanterie - Brigade stand auf dem linken Flügel der 6. Armee
im Elsaß.