Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Wiederherstellung und Betrieb der belgisch-französischen Bahnen. 85 
die Sicherheit des Fahrdienstes war infolge Zerstörung der Stellwerks- und 
Signalanlagen zunächst gering und konnte erst allmählich verbessert werden. 
Zahlreiche, zum Teil schwere Unfälle waren die Folge und namentlich Ent¬ 
gleisungen der Lokomotiven in den für deutsche Fahrzeuge nicht geeigneten 
Weichen an der Tagesordnung. 
Infolge dieser Schwierigkeiten wickelte sich der Betrieb vorerst sehr 
mangelhaft ab. Auf jeder Station mußte angehalten werden, da bei dem 
Fehlen der Signale die Zugführer die Erlaubnis zur Weiterfahrt von dem 
Fahrdienstleiter erhielten. Auch fuhren die Transporte infolge unzuläng¬ 
licher Kenntnis der Lokomotivführer über den Zustand der Strecke überaus 
vorsichtig und langsam, um ein schnelles Halten des Zuges zu ermöglichen. 
Die Fahrzeiten vergrößerten sich daher erheblich. Hierzu kam, daß das 
Personal sich erst an das in Frankreich und Belgien übliche Linksfahren 
und die ganz anders gestalteten Signale, soweit solche noch vorhanden 
waren, gewöhnen mußte. 
In den e r st e n Zeiten der Vetriebsaufnahme im Feindeslands 
mußte der Zugverkehr fast stets ohne jeden Fahrplan durchgeführt 
werden. Sehr bald wurde jedoch versucht, einen nach den Grundsätzen der 
heimatlichen Bahnen angelegten Militärfahrplanx) aufzustellen. 
Seine Grundgeschwindigkeit schwankte im allgemeinen zwischen 20 und 
30 km in der Stunde. Der Fahrplan diente anfangs lediglich als allge¬ 
meiner Anhalt für die Durchführung des Betriebes, da seine Fnnehaltung 
infolge der geschilderten zahlreichen Schwierigkeiten völlig unmöglich war. 
Die Züge blieben vielmehr auf den Strecken und Bahnhöfen häufig liegen, 
die Lokomotiven verbrauchten das Wasser, ihre Leistungsfähigkeit sank 
herab, so daß die Transporte nur mit geringer Geschwindigkeit befördert 
werden konnten. Eine Überanstrengung der Leistungsfähigkeit der Loko¬ 
motiven und des Zugpersonals war die unausbleibliche Begleiterscheinung. 
Die zu Kriegsbeginn regelmäßig auftretenden Klagen über Lokomotiv- und 
Personalmangel fanden hierin als Folge unzureichender Betriebsverhält- 
nisse ihre Begründung. Cs ergab sich eine unwirtschaftliche Vetriebsführung, 
die sich vor allem in einem erhöhten Lokomotiv- und Personalbedarf äußerte. 
Erst als es allmählich gelang, die Züge nach festem Plan zu fahren und 
einheitliche Dienstanweisungen für die Ausnutzung der Lokomotiven und 
des Personals aufzustellen, ließen sich all die Hemmungen und Anregel¬ 
mäßigkeiten beheben, die bei der Verkehrsabwicklung der ersten Zeit nicht 
zu umgehen waren. 
Erschwerend wirkte ferner der nicht zu vermeidende häufige Wechsel 
in der Besetzung der Strecken. An Stelle der zuerst den Betrieb 
0 S. 9.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.