Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
geschlossen sein sollten, wenn auch zur Zeit „keinerlei Gründe" vorlägen, mit 
der Ausführung der Bewegung zu rechnen. Immerhin wurde für alle Fälle 
„schon jetzt unausfälliges Zurückschaffen" von entbehrlichem Kriegsgerät, 
Vorräten und anderem verlangt. 
Am volle Klarheit über die nächsten Aufgaben zu gewinnen, daneben 
vielleicht auch, um die eigene Auffassung festzulegen'), wandte sich K r o n - 
Prinz Wilhelm am 28.Juni in einem zusammenfassenden Bericht 
nochmals schriftlich an die Oberste Heeresleitung. Er legte dar, daß die 
Stellungen der 7. und 1. Armee nach den Geländeverlusten der Frühjahrs- 
kämpfe „erheblicher Berichtigungen" bedürften, wenn sie auf die Dauer „mit 
normalen Kräften und ohne ungewöhnlichen Kräfteverbrauch gehalten" 
werden sollten. Die Heeresgruppe stehe vor der Entscheidung, ob „die not¬ 
wendigen Dauerstellungen im Angriff zu nehmen" seien, oder ob nach 
Bedarf „unter dem Schutze der jetzigen vordersten Linien eine rückwärtige 
Dauerstellung auszubauen" sei, in die die Masse der Truppen zurückgeführt 
werde, während die alten Stellungen als Vorstellungen besetzt blieben. 
Erwünscht sei allerdings, die Stellungen im A n g r i s s zu verbessern. Dann 
hieß es weiter: 
„Die augenblicklichen Zustände in der französischen Armee sind für ein 
Zufassen besonders günstig^). Ich muß aber wiederholen, daß nach den bis¬ 
herigen Erfahrungen und den vorliegenden Meldungen mit einer fort- 
schreitenden inneren Zersetzung des französischen Heeres nicht gerechnet 
werden kann. Ich bin vielmehr überzeugt, daß die Franzosen bereits in den 
nächsten Monaten in alter Stärke auf dem Schlachtfelde erscheinen können, 
um die ersehnte Entscheidung zu erringen. Soll der erwartete Schlag in 
gleicher Weise pariert werden wie im April, so müssen wir über die gleichen 
Mittel zur Abwehr verfügen." Nach den gegebenen „Orientierungen" kämen 
zwar nur noch die zum Erreichen einer Dauerstellung nötigen Angriffe in 
Frage, aber auch diese würden erheblichen Kräfteeinsatz erfordern. „Bleiben 
wir aus Mangel an Truppen oder Munition auf halbem Wege stehen, so 
begeben wir uns in ähnliche Verhältnisse wie vor Verdun, wo der Herbst 
1916 die deutschen Truppen in einer Lage fand, die schließlich zu schweren 
Rückschlägen führte." 
Wie man um diese Zeit die Stimmung im französischen 
Heere und Volke beurteilte, zeigt eine Zusammenstellung der Abteilung 
-) Vgl. S. 544, Anm. 3. 
2) Im Kr. Tgb. der Hgr. heißt es: „Der Zustand der französischen Armee reizt 
gerade jetzt zur angriffsweisen Verbesserung." Hiermit wurde — soweit aus den Akten 
nachweisbar — zum ersten Male der Angriffsvorschlag eindeutig auch mit dem Zustand 
des Gegners begründet.
	        
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