Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
wehr einer späteren, mit weit verstärkten Massen und Mitteln geführten 
Offensive bereitzustellen. Diese Frage, sowie die Gesamtlage im großen, im 
Felde und in der Heimat, vermag ich nicht zu übersehen". 
2«.Juni. In einer Denkschrift des Majors Wetzell vom 20.Juni, 
in der die Fragen der künftigen Gesamtkriegführung erörtert wurden'), hieß 
es über die Verhältnisse an der Westfront nur: „Im Westen steht eine starke 
englische Durchbmchsoffensive in Flandern erneut bevor. Der Franzose wird 
sie vielleicht durch Teilangriffe unterstützen. Es ist aber auch möglich, daß 
er nach dem schweren Mißerfolg seines Aisne/Champagne-Durchbruchsver- 
suches unter dem Druck der Mißstimmung im Heer und Volk frische Kräfte 
für später sammelt und dem Engländer allein für die allernächste Zeit das 
Feld der Kampfbetätigung überläßt. Unsererseits auf der West¬ 
front Offen fiv-Unternehmungen grötzeren Stils zu 
versuchen, kann aus vielerlei Gründen nach wie vor 
nicht empfohlen werden"^). Diese Gründe waren'), daß es zum 
Angriff „nicht nur an infanteristisch ausgebildeten und kampffähigen 
Divisionen, sondern auch an der entsprechenden Artillerie, vor allem aber an 
der dazu nötigen Munition fehlte". Man war sich darüber klar, daß „ein 
Anfangserfolg unter Umständen möglich fei, daß dann aber das dicke Ende 
nachkam". 
1) Die Denkschrift wird im Zusammenhang in 23d. XIII gebracht werden. 
2) Sperrung durch Kriegsgesch. Forsch. Anst. 
s) Mitteilung des Gen. Wetzell vom Febr. 1939. Dort hieß es ferner: „Wie 
unsere Armeen nach dem Arras- und Nivelle-Angriff aussahen, das wußten wir bei der 
O. H. L. ganz genau. Wir wußten aber auch, daß ein wirklich großzügiger Angriff, 
selbst wenn man ihm nur ein beschränktes Ziel wie die 7. Armee (Aisne) gegeben hätte, 
monatelange Vorbereitungen und eine viel stärkere Artillerie verlangt hätte, als die 
Armee anforderte" (S. 564). 
Gen. d.Art. Freiherr von dem Vusfche (damals Genft. Hptm. bei der 
O. H. L.) schrieb im Aug. 1938: Man sei froh gewesen, die Schlacht überstanden zu 
haben, hätte nicht die erforderlichen Kräfte besessen und diese, selbst wenn sie verfügbar 
gewesen wären, nicht beweglich machen können. Der Angriffsgedanke sei daher seines 
Wissens ernsthaft gar nicht erwogen worden. 
Gen. d. Inf. Geyer (damals ebenfalls Genft. Hptm. bei der O. H. L.) vertritt 
dieselbe Ansicht. Im übrigen hätten alle Angriffe, die nicht kriegsentscheidende Erfolge 
bringen konnten, als zweckwidriges „Bataillieren" abgelehnt werden müssen. 
Oberst a. D. vonRauch, damals Chef der Abt. Fremde Heere, äußerte sich in 
demselben Sinne wie die beiden Vorgenannten und bemerkte, daß der Gegner — wenn 
er auch nicht angriffswillig war, so doch in der Verteidigung sich sicher gut geschlagen 
hätte.
	        
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