Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
die zur Zeit verhältnismäßig günstige Gelegenheit ausnutzen; später würde 
die Lage wieder schwieriger sein. So hat die Heeresgruppe der Obersten 
Heeresleitung im täglichen Fernsprechverkehr dieser Tage offenbar nochmals 
einen größeren Gegenangriff vorgeschlagen'), bei dem der Gegner vor der 
7. Armee möglichst bis zur Aisne zurückgeworfen werden sollte^). Damit wäre 
ein seit 1914 schon mehrfach erwogener Plan verwirklicht worden. 
b) Die Eingabe der Heeresgruppe vom 19. Juni. 
19. Juni. Am 19. Juni reichte die Heeresgruppe der Obersten Heeres¬ 
leitung eine „Beurteilung der Lage" ein, in der sie darlegte, wie Wünschens- 
wert ein A n g r i f s sei. Sie ging davon aus, daß der „scheinbare Stillstand" 
in der französischen Offensive schwerlich mit einem (von einem Agenten be¬ 
haupteten) Aufgeben größerer Angriffsabsichten überhaupt zu erklären sei. 
Wahrscheinlicher wäre, daß England die Unterstützung seiner bevorstehenden 
weiteren Offensive verlange. Die feindliche Kräfteverteilung vor der Süd- 
front der 7.und dem linken Flügel der 1. Armee ließe sofortiges Losbrechen 
des Angriffs zu. Befremdend wirke allerdings, daß die französische Heeres¬ 
leitung hier ihre „guten Angriffsdivisionen lange vor der Offensive in vor¬ 
derster Linie eingesetzt" habe. Es sei nicht ausgeschlossen, daß der Feind durch 
die zweifellos eingetretene Lockerung der Disziplin im französischen Heere 
zur Beschleunigung in der Ablösung gezwungen sei. „Auf die Dauer darf 
dieser Faktor aber nicht in Rechnung gestellt werden^). Wir haben vielmehr 
anzunehmen, daß es der französischen Heeresleitung gelingt, die Armee noch 
einmal zu einem großen Schlage zusammenzureißen ..." Nach alledem müsse 
in erster Linie mit Fortführung der Offensive an der alten Angriffsfront, 
wahrscheinlich in zeitlicher Übereinstimmung mit der großen englischen Offen- 
sive, gerechnet werden. Wann der Stoß einsetze, stehe dahin. Die im April 
an der Aisne und in der Champagne herausgezogenen französischen Divi¬ 
sionen könnten zum großen Teil wieder kampfbereit sein. Wie weit Muni- 
tionsmangel die Entschlüsse beeinflusse, sei nicht zu übersehen, doch schienen 
bei den Franzosen Munitionsschwierigkeiten zu bestehen oder bestanden zu 
>) Vgl. S. 544, Anm. 3. 
2) Dies Ziel ergibt sich aus den von der 7. Armee geforderten und am 30. Juni 
eingereichten Angrifssberechnungen. 
3) Ähnlich heißt es in dem noch zu erwähnenden Schreiben der Hgr. vom 28. Zum: 
„Ich muß aber wiederholen, daß nach den bisherigen Erfahrungen und den vorliegenden 
Meldungen mit einer fortschreitenden inneren Zersetzung des französischen Heeres nicht 
gerechnet werden kann." Vgl. hierzu ferner die Denkschrift der Abt. Fremde Heere der 
O. H. L.: „Die Stimmung im französischen Heere und Volk" vom 30. Juni, in der solche 
Entwicklung als möglich hingestellt wird.
	        
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