Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Denkschrift des Majors Wetzell. 
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„Soweit bisher zu übersehen ist, hält der A-Voot-Krieg das, was man 
von ihm erwartete. Ob er England auf die Knie und zum Frieden zwingen 
wird, bleibt trotzdem abzuwarten und fraglich. Die Oberste Heeresleitung 
muß für ihre die Gesamtkriegslage entscheidenden Entschlüsse den ungünstig- 
sten Fall, das heißt, daß der U-Voot-Krieg die gewollte Entscheidung nicht 
bringt, als Grundlage nehmen. In diesem Fall tritt die entscheidende Be- 
deutung des Landkrieges wieder in den Vordergrund ... Wenn der U-Voot- 
Krieg im Spätsommer keine Entscheidung bringt und wir uns bis zu diesem 
Zeitpunkt aus dem Lande überall nur abwehrend verhalten", geht der Welt- 
krieg „im Jahre 1917 n i ch t zu Ende. Gelingt es unseren Gegnern, bis zum 
Herbst 17 durchzuhalten, so müssen wir — nach dem Veitritt Amerikas — 
mit einem Winterfeldzug und der Fortdauer des Krieges bis in das Jahr 
1918 hinein rechnen. Unsere Lage wird damit erheblich schwieriger, da im 
Winter 17/18, jedenfalls aber im Frühjahr 1918 frische amerikanische Kräfte 
mit starker Artillerie auf der Westfront eingreifen werden ... 
Auf Rußlands Zusammenbruch weitgehende Hoffnungen aufzubauen, scheint 
mir noch verfrüht. Auch hier muß die Oberste Heeresleitung unbedingt den 
ungünstigsten Fall einsetzen, daß der jetzige latente Zustand andauert und 
nach wie vor starke Kräfte im Osten bindet. Kommt es anders, um fo besser. 
Immerhin würden wir auch dann starke Kräfte nur ganz allmählich frei 
bekommen, da wir bei dem russischen Chaos selbst während eines Waffen- 
stillstandes jederzeit mit einem plötzlichen Wechsel und einer neuen Lage 
rechnen müssen. 
Das Gesamtbild erhält aber ein ganz anderes Aussehen, wenn es uns trotz 
aller Gegner gelingt, an einer entscheidenden Stelle einen durchschlagenden, 
weithin sichtbaren und auf alle Gegner vernichtend wirkenden Erfolg auf 
dem Lande vor dem Winter zu erzielen. Ist dies möglich? Diese Frage ist 
zu bejahen, wenn wir uns von der reinen Abwehr aufallen Fronten frei¬ 
machen und die Gesamtkriegführung wieder auf große Entschlüsse eingestellt 
wird. Meines Erachtens ist dazu jetzt die Zeit da und für uns günstig. 
Rußland kommt als aktiv handelnde Kraft in absehbarer Zeit nicht in Ve- 
kracht, Frankreichs und Englands Hauptsturm ist gebrochen, zwei Drittel 
ihrer Kampftruppen sind schwer mitgenommen, Italien wird bald in einer 
ähnlichen Lage sich befinden. 
Cs fragt sich: wo ist der entscheidende Schlag zu führen? Meines Erachtens 
gegen unseren schwächsten Gegner, I t a l i e n." 
Damit kam Major Wetzell auf seinen Vorschlag vom Dezember 19161) 
Zurück. Die nötigen deutschen Kräfte — zwölf Divisionen mit entsprechender 
') Bd. xi, S. 491.
	        
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