Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Angriffsvorschläge der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 545 
Gegenangriff auszunutzen, und versprachen uns von ihm eine weitreichende 
moralische Wirkung auf das französische Heer und Volk" — schrieb der Ober¬ 
befehlshaber der Heeresgruppe, Kronprinz Wilhelm, nach dem 
Kriege'). Auch er ist in Ferngesprächen bei General Ludendorff für den An- 
griff eingetreten, wobei er seiner Stellung entsprechend noch lebhafter und 
nachdrücklicher als sein Generalstabschef sprechen konnte^). Cs zeigte sich aber 
von Anbeginn an, daß die Ober st e Heeresleitung sich nicht in der 
Lage fühlte, auf diese Pläne einzugehen. So ist es zu einem schriftlich for- 
mulierten Antrage für einen großen Gegenangriff zunächst überhaupt nicht 
gekommen, und auch später ist der Gedanke schriftlich nur mit Zurückhaltung 
vorgetragen worden. Wohl aber legte die Heeresgruppe am 10. Mai den am 
27.April von ihr eingeforderten Vorschlag der 5.Armee für einen Angriff 
des äußersten rechten Flügels dieser Armee mit eng begrenztem Ziel in den 
Argonnen") vor. Er hatte ursprünglich dazu dienen sollen, durch Vorgehen 
gegen die Bahn Clermont—Dombasle französische Kräfte von der Haupt- 
kampffront abzuziehen. Er ließ sich aber auch im Zusammenhang mit dem 
Plan eines Angriffs der 7. Armee gegen die Aisne bei gleichzeitigem Aus- 
weichen der 1. Armee verwerten. Irgendwelche Folgen hat der Vorschlag 
nicht gehabt. 
Die Ober sie Heeresleitung hatte gewiß volles Verständnis 
für den Wunsch der Heeresgruppe, wieder einmal Hammer und nicht dauernd 
Amboß zu sein, und General Ludendorff wäre der letzte gewesen, der eine 
sich bietende Gelegenheit ausgelassen hätte, wenn nur die Kräfte zum Angriff 
vorhanden gewesen wären'). 
Das deutsche Westheer, das mit 146 gegen 183 Divisionen in die großen 
Frühjahrskämpfe eingetreten war, war nach diesen mindestens ebenso erschöpft 
wie die Gegner. Wie groß der Mangel an kampfkräftigen 
Divisionen dauernd war, zeigte schon die Meldung der Heeres- 
gruppe Kronprinz Rupprecht vom 21. Aprils, in der es hieß, 
sie muffe eine Reihe von Divisionen, die nach Meldung der Armeen „für 
die Kampffront zunächst nicht verwendbar" seien, demnächst doch dort ver- 
wenden und könne auch nichtRücksicht nehmen auf Divisionen, die, abgekämpft 
1) „Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf", S. 279. 
2) Gen. Gras Schulenburg schrieb hierüber im Aug. 1938: „Der Kronprinz 
hat von seinem Quartier bei Charleville ebenfalls in Telephonverkehr mit Ludendorff 
gestanden. Cs besteht für mich kein Zweifel, daß er im Mai/Juni 1917 dabei Luden- 
dorff immer wieder bedrängt hat, dem von der Heeresgruppe beantragten Angriff zu- 
zustimmen." 
8) S. 399. 
4) Vgl, S. 572. — -) S. 244 f. 
Weltkrieg. XII. Band. 35
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.