Die zehnte Isonzo-Schlacht.
515
Am 16. März wurde in Marburg a. d. Drau das Kommando der „Süd-
Westfront" unter Feldmarschall Erzherzog Eugen wiederhergestellt). Unter
ihm befehligte Feldmarschall Freiherr Conrad von Hohendorf die in Tirol
stehende Heeresgruppe, der bisherige Kriegsminister, Generaloberst Freiherr
von Krobatin, seit 12. April die 10. Armee, Generaloberst Voroeviä
von Vojna die 5. Armee an der Isonzo-Front.
Die 5. Armee war durch Zuführung reichlichen Ersatzes — großen-
teils auf Kosten der inzwischen stillgelegten Front gegen Rußland — von
125 OVO Gewehren am 1. Januar auf 156 000 Gewehre am 1. Mai gebracht
worden; dazu kamen 70 000 Mann in den „Marsch"- (Ersatz-) Formationen2).
Alles in allem konnte die Armee den feindlichen Angriff wohlgerüstet und mit
Zuversicht erwarten. Der Abschnitt zwischen Auzza und der Küste war durch
zehn Divisionen mit insgesamt 1222 Geschützen (davon 390 schweren) besetzt.
Fünfeinhalb Divisionen (zusammen 66 Bataillone), deren Artillerie aber
größtenteils bereits eingesetzt war, standen hinter der Front als Reserven;
mit dem allmählichen Eintreffen von vier weiteren Divisionen von anderen
Kriegsschauplätzen konnte gerechnet werden.
Anfang Mai berichteten zahlreiche italienische Überläufer, daß der An-
griff dicht bevorstehe und sich weit nach Norden hin ausdehnen werde. Die
Lufterkundung stellte am mittleren Isonzo im Gebiet des Kolovrat und der
Korada zahlreiche neue Truppenlager fest. Gleichwohl erwartete die Füh-
rung den Hauptstoß auf der Karst-Hochfläche.
b) Die Kämpfe vom 12. Mai bis 5. Juni.
Da der Frontalangriff derGruppeGörz gegen die mächtigen Berg- iz.btsl7.Mai.
stöcke des Mt. Santo und Mt. S. Gabriele äußerst schwierig war, wollte
General Eapello diese Stellungen von Norden her aufrollen. Cr legte das
Schwergewicht auf den Angriff gegen die Höhen östlich von Plava. Nach
zweieinhalbtägiger Feuervorbereitung auf der ganzen Ifonzo-Front setzten
am Mittag des 14. Mai die Angriffe der Italiener im Abschnitt zwischen der
Wippach und Auzza ein. Die bis zum Abend des 16. Mai in fast ununter-
brochener Folge wiederholten Anstürme brachten indessen nur sehr geringen
Geländegewinn. Am 17. Mai gelang es, den Kuk (Höhe 611) zu nehmen.
Dann blieb der Angriff im wesentlichen liegen. Gleichzeitig mit den An-
stürmen der Gruppe Görz war der Nordflügel der italienischen
3. Armee zum Angriff gegen die vordersten österreichisch-ungarischen
Stellungen südlich der Wippach vorgegangen. Aber auch hier blieb jeder
nennenswerte Erfolg aus.
') Ende März 1916 aufgelöst (Bd. X, S. 572).
2) Ssterr. amtl. Werk, Bd. VI, S. 113.
33*