Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Betrachtungen. 
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Gegners, sondern ein großer Angriff zu erwarten sei und der erste Schlag 
gegen den Wytschaete-Vogen unmittelbar bevorstehe. Man konnte sich auch 
nicht mehr verhehlen, daß die Hoffnungen trügerisch gewesen waren, die 
man auf die Wirkung der eigenen Artillerie gesetzt hatte. Stellenweise war 
ihre Kampfkraft derart geschwächt, daß sie schon damals bei einem feindlichen 
Angriff die Infanterie kaum noch genügend zu unterstützen vermocht hätte. 
Selbst wenn die Auffassung zutreffend gewesen wäre, daß feindliche Spren- 
gungen keinen entscheidenden Einfluß auf die Kampfhandlungen haben 
würden, war doch Aussicht, den Wytschaete-Vogen zu halten, kaum noch 
vorhanden, als die eigene Artillerie gegen die überlegene englische nicht mehr 
aufkam, vor allem als, wie das Generalkommando des XIX. Armeekorps 
im Bericht über die Schlacht sagt, der Gegner am 3. Juni artilleristisch völlig 
die Oberhand gewonnen hatte. Man muß sich fragen, warum nicht jetzt 
noch das Ausweichen in eine rückwärtige Stellung angeordnet worden ist. 
General von Laffert, der sich des Ernstes der Lage wohl bewußt war, hat 
die Räumung des Vogens nicht vorgeschlagen'), vermutlich weil er glaubte, 
mit den in Aussicht gestellten Verstärkungen eine Wendung zum Besseren 
herbeiführen zu können. General Sixt von Armin scheint diese Hoffnung 
geteilt, die Lage als weniger bedrohlich angesehen, dagegen das Zurück- 
nehmen der Truppe unter dem Feuer einer stark überlegenen feindlichen 
Artillerie für fehr bedenklich gehalten zu haben. Jedenfalls hat sein Chef 
des Stabes letztere Ansicht vertreten. Der am 15. Juli 1917 von Major 
S t a p f f verfaßte „Entwurf einer Äußerung, betreffend die Kämpfe um den 
Wytschaete-Vogen" enthält folgende Sätze"): 
„Nachdem einmal die den feindlichen Infanterieangriff vorbereitende 
Artillerieschlacht im Gange war, konnte meiner Ansicht nach die eigene 
vordere Kampflinie ohne schwere Nachteile nicht mehr zurückverlegt werden. 
Cs lag zunächst auch keine Veranlassung dazu vor, die wohlerwogenen, auf 
gründlicher Kenntnis aller örtlichen Verhältnisse beruhenden, seit Monaten 
eingeleiteten und eben vollendeten Vorbereitungen für die Abwehrschlacht 
kurzerhand umzustoßen ... Es kam hinzu, daß es sich bei etwaigem Zurück- 
verlegen der Hauptkampflinie nicht um eine geringfügige Abschrägung, 
sondern um einen ausgesprochenen Rückzug unter Stellungswechsel der 
gesamten Artillerie mindestens dreier Divisionen handelte ... 
Gab man die Wytschaete-Stellung auf, so war anzunehmen, daß der Feind 
sogleich folgen und nach Umgruppierung seiner Artillerie in kurzer Zeit den 
0 S. 443. 
2) Maj. Stapff war inzwischen als Genst.-Ches zur 6. Armee versetzt worden. Seine 
Niederschrift gibt, wie Genmaj. von Voß, damals Erster Genst. Off. beim A. O. K. 4, 
int Okt. 1938 mitteilte, durchaus die Auffassung des Gen. Sixt von Armin wieder.
	        
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