Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Verstärkung der Abwehrfront. 
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genommen werden, wenngleich auch hier die Lage keineswegs einfach und das 
Oberkommando dieser Armee noch am 27.Mai der Ansicht war, der „große 
Angriff" könne jeden Augenblick kommen. Wohl waren der Armee gegen- 
über seit einiger Zeit frische feindliche Divisionen nicht mehr festgestellt 
worden, die Zahl der Divisionen hatte sich aber anscheinend nicht vermindert. 
Es war also immerhin möglich, daß die Engländer die starken Teilangriffe, 
die sie hier seit einiger Zeit führten, fortsetzen würden. Infolgedessen mußte 
auch die 6. Armee auf genügender Abwehrbereitschaft gehalten werden; bei 
dem Fortziehen von Truppen aus ihrem Bereich war ein gewisses Maßhalten 
geboten. Erst am 30. Mai brachten Gefangenenaussagen Klarheit darüber, 
daß im Räume von Arras ein großer Angriff nicht mehr zu erwarten war. 
Die Heeresgruppe konnte ihre ganze Aufmerksamkeit und Kraft der Flandern- 
Front zuwenden. 
Einschließlich der als Reserven der Heeresgruppe und der Obersten 
Heeresleitung bestimmten Truppenteile wurden der 4.Armee vom I.Mai 
bis zum 7. Juni 13 Infanterie-Divisionen neu überwiesen. Da zwei von 
ihnen mit ihren Anfängen erst am 7.Juni morgens eintrafen und zwei bis- 
herige Divisionen der Armee inzwischen nach einem anderen Kriegsschauplatz 
abbefördert wurden, betrug die Verstärkung neun Infanterie-Divisionen'). 
Die meisten von ihnen hatten kurz vorher an größeren Kämpfen teilgenommen 
und ihre Gefechtskraft noch nicht völlig wiederherstellen können. 
Abgesehen von den mit der Gruppe Lille übergetretenen und den kriegs- 
gliederungsmäßig zu den neu überwiesenen Divisionen gehörigen Truppen 
waren der Armee insgesamt 106 Batterien (davon 85 schwere), einige 
Maschinengewehr-, Pionier- und Rachrichten-Cinheiten, Kolonnen und 
Trains sowie Armierungstruppen zugeführt worden. Unzureichend war, 
trotz eindringlicher Anträge des Armee-Oberkommandos, die Verstärkung an 
Luftstreitkräften (acht Flieger-Abteilungen, sechs Jagd-, zwei Kampf- und 
fünf Schutzstaffeln, dazu Ballone und Flugabwehr-Kanonen) geblieben. 
Vom Gegner wurden vor der Landfront der 4. Armee angenommen: 
An der Küste eine französische Division, daran anschließend bis in die 
Gegend von Boesinghe die Belgier mit fünf Divisionen und Teilen einer 
Kavallerie-Division. Weiter nach Süden bis zur Südgrenze der 4. Armee 
16 britische Divisionen in der Front und elf in Reserve. An der Front 
zwischen Zillebeke und dem Ploegsteert-Wald schienen gegen fünf deutsche 
Divisionen elf bis zwölf britische eingesetzt zu sein. Dabei hatten die deutschen 
Divisionen je neun, die britischen je zwölf Infanterie-Bataillone; auch war 
die Gefechtsstärke eines britischen Bataillons etwa um ein Fünftel höher 
als die eines deutschen. 
') Beilage 27.
	        
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