Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Ausbau der Rüstung. Bewaffnung und Ausrüstung. 
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Arbeitskräften für Errichtung von Bauten, Herstellung von Maschinen und 
Apparaten sowie für Montage von Munitionsfabriken mehr als dreimal 
so viel eingesetzt worden war wie für die Munitionsfertigung selber, ließ sich 
nicht wieder gutmachen. 
Das Zurückbleiben der Waffen- und Munitionslieferungen hinter den 
Erwartungen der Obersten Heeresleitung wirkte sich auch in ihren operativen 
Erwägungen und Entschließungen aus. Am 16. Februar wies General 
Ludendorff in einem Schreiben an das Kriegsamt') darauf hin, daß die 
geringen Leistungen der Kriegsindustrie „Zustände geschaffen" hätten, „die 
die Operationsfreiheit des Feldheeres erheblich" beschränkten; um so weniger 
könne die Oberste Heeresleitung daher die „jetzige verringerte Produktion" 
etwa als ausreichend ansehen. Am 16. März schrieb der Generalfeld- 
Marschall an Kriegsminister von Stein, daß der „an und für sich" als „hoch- 
bedauerlich" zu bezeichnende Rückzug in die Siegfried-Stellung „im wesent- 
lichen" wegen der Unzulänglichkeit der Munitionslieferungen notwendig 
geworden fei2). 
Mit gleicher Sorge verfolgte die Oberste Heeresleitung auch die sich 
bereits sehr bemerkbar machenden schädlichen Auswirkungen 
des Hilfsdienstgesetzes,die trotz dauernder Lohnsteigerungen in 
gelegentlichen Streiks und wachsender Tinruhe innerhalb der Arbeiterschaft 
zutage traten. In einem Schreiben vom 9. März an den Reichskanzler und 
den Kriegsminister legte der Generalfeldmarschall dar, daß die „f o r t g e - 
setzten Lohnsteigerungen außerordentlich verbitternd auf unsere 
Soldaten einwirken", die „mit wenigen Groschen gelöhnt", an der Front 
„Leben und Gesundheit" einsetzen, „während der Fabrikarbeiter daheim all- 
mählich Löhne bezieht, die vielfach das Gehalt der höheren Beamten usw. 
überschreiten". Die gleiche Mißstimmung werde durch diese Lohnpolitik 
aber auch in der Heimat hervorgerufen, „wo Hilfsdienstpflichtige und Frauen 
mit militärisch Eingezogenen oder mit Beamten nebeneinander arbeiten und 
die elfteren bei geringerer Leistung und Verantwortung oft das Vielfache an 
Lohn erhalten, wie die anderen". Nicht minder ernste Gefahren ergäben sich 
aus den „durchweg erfolgreichen Streiks", die „von gewissenlosen Hetzern" 
angezettelt, schwere Beunruhigung in die Arbeiterschaft hineintrügen. An 
diesen Zuständen sei die „unglückliche Fassung des Hilfsdienstgesetzes wesent- 
lich mit schuld. Das Gesetz sollte ursprünglich die Pflichten gegen das 
») Vollständiger Wortlaut bei Ludendorff: „Urkunden der Obersten Heeres¬ 
leitung", S.159 ff. 
-) Bd. XI, S. 513.
	        
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