Besprechung in Paris. —
Fragen der Gesamtkriegführung.
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der italienischen Grenze mit Sonnino zusammengekommen. Eine wesentliche
Rolle hatten dabei die durch Prinz Sixtus übermittelten Friedensfühler
Kaiser Karls^) gespielt. Lloyd George war sehr geneigt gewesen, sie weiter
zu verfolgen; er versprach sich von einem Sonderfrieden mit Österreich-Un-
garn den Abfall Bulgariens und der Türkei und damit das Ausscheiden jeder
Anterfeeboots-Gefahr im Mittelmeer. Eine Einigung wurde aber nicht
erzielt, da dieser Sonderfriede nicht zu haben war, ohne daß Italien auf
wesentliche, ihm im Bündnisverträge vom April 1915 zugesicherte Gebiete
verzichtete. Damit aber war der Gedanke des Sonderfriedens erledigt, wenn
auch die Vermittlungsversuche des Prinzen Sixtus noch einige Zeit weiter-
gingen. Lloyd George, der im Unterseekrieg eine Gefahr sah, die ihn ebenso
wie die Admiralität mit ernstester Sorge erfüllte, war bestrebt, den Wir-
kungen der Versenkungen mit allen nur erdenklichen Mitteln zu begegnen.
Nach außen hin aber zeigte er ebenso wie Ribot nur Zuversicht und Ent-
schlossenheit. Beide verstanden es, die weit überwiegende Masse ihrer Völker
dabei hinter sich zu halten. An der sozialistischen Friedenskonferenz in Stock-
Holm im Mai nahmen die englische und französische Sozialdemokratie nicht
teil, und am 4. Juni bekannte sich die französische Kammer mit 467 gegen
52Stimmen zur Erwerbung Elsaß-Lothringens als Kriegsziel. Politik und
Kriegführung der Westmächte waren sich einig in dem unbedingten Willen,
den Krieg durch Sieg zu beenden.
C.Die letzten Maßnahmen des Generals Nwelle.
Beilagen 1 und 2.
Als die Engländer Anfang Mai zum dritten Male in vier Wochen
gegen die deutschen Linien anrannten, waren französische Angriffe teils
noch im Gange — wie bei der 4. und 5. Armee zur Entlastung von Reims,
bei der 10. und 6. Armee zur Gewinnung der Höhen des Ehemin des
Dames —, teils seit geraumer Zeit geplant — wie bei der 7. und 8. Armee
im Ober-Elsaß (14 Divisionen), der 2. Armee in der Richtung auf Vriey zur
Abschnürung des Vogens von St. Mihiel (40 Divisionen)^), der 3. Armee
in Verbindung mit der britischen 4. Armee gegen die „Hindenburg-Linie"
zwischen St. Quentin und der Oise und beim XXXVI. Korps an der Küste.
Auch die 1. Armee, die inzwischen herausgezogen war und neun Divisionen
stark bei Ehkteau-Thierry zum Einsatz bereitstand, kam in Betracht. Aber
bereits Mitte Mai hatten sich alle im Gang befindliche Unternehmungen tot
gelaufen. Von den geplanten Angriffen erforderten die der 7. und 8. Armee
0 S. 171 und 567. — 2) Franz. amtl. Werk, Bd. V, 1,S. 790.
Weltkrieg. XII. Band. 27