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Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne.
Die Eingreif-Divisionen waren je nach Lage und Gelände verschieden
verwandt worden. Bei den Gruppen Vailly und Liesse der 7. Armee hatte
der sumpfige und meist vergaste Ailette-Grund ihr rechtzeitiges und einheit¬
liches Vorkommen am ersten Kampftage verhindert; sie waren nur in der
Lage gewesen, die schon erheblich zurückgedrängte deutsche Front zu stützen,
nicht aber, sie wieder vorzureißen. Im Gegensatz hierzu stand der sichtbare
Erfolg der 50. Infanterie- und Garde-Ersatz-Division, die bei den Gruppen
Sissonne und Vrimont einheitlich zum Gegenangriff angesetzt wurden. Bei
der Gruppe Prosnes wiederum zersplitterte sich am 17. April bei ungünstigen
Geländeverhältnissen die Stoßkraft durch Verteilung des Einsatzes auf den
ganzen schwer bedrohten Abschnitt; hier wären zwei Eingreif-Divisionen
nötig gewesen, um die Aufgabe zu lösen. Insgesamt haben nahes Heran-
halten und frühzeitiger Einsatz starker Eingreif-Kräfte zum Gegenangriff
entscheidend dazu beigetragen, dem Vordringen des Gegners ein Ziel zu
setzen und damit wichtige Geländepunkte festzuhalten oder zurückzugewinnen.
Das gilt vor allem für den Kampf um entscheidende Abschnitte des Ehemin
des Dames-Rückens und um die Höhen von Moronvilliers. Die erste Probe,
die „Eingreif-Divisionen" hier bestanden, führte dazu, daß dieser Begriff
auch in die Vorschriften der Obersten Heeresleitung aufgenommen wurde.
Für den Großkampf sollte künftig möglichst in jedem Gruppenabschnitt eine
solche Division bereit stehen, dahinter weitere Reserven der Heeresgruppe und
Obersten Heeresleitung.
Frühzeitiges Hineinwerfen immer wieder frischer Kräfte in den Kampf
hat aber auch zu einem außerordentlich hohen Verbrauch anTruppen
und im Zusammenwirken mit der offensiven Führung des Artilleriekampfes
zu einer so gewaltigen Steigerung des Munitionseinsatzes
geführt, wie er nur ganz vorübergehend, nicht aber für längere Zeit geleistet
werden konnte. So mußte die Heeresgruppe ihren Armeen bereits am 7. Mai
mitteilen, daß wieder ganz bedeutende Abstriche an den Munitionsanforde-
rungen gemacht worden seien und daß Forderungen, wie in der letzten Zeit,
künftig nicht mehr erfüllt werden könnten. Wenn auch „selbstverständlich an
Großkampftagen mit Munition nicht gegeizt" werden solle, so sei doch an
anderen Tagen und „auch innerhalb der Kampf-Armeen an nicht unmittelbar
angegriffenen Abschnitten" eine ganz erhebliche Verminderung des Ver¬
brauchs nötigt). Hinsichtlich der Eingreif-Divisionen mußte die Heeresgruppe
0 Zwei Tage darauf hieß es in einer Verfügung der O. H. L.: „An der West-
sront sind im Monat April zehn Millionen Artillerieschuß verschossen worden Der
Feind hat in der gleichen Zeit vielleicht 200 000 Mann verloren, von denen jedenfalls
nicht mehr als die Hälfte der Artillerie zugeschrieben werden können. Wenn demnach
auf Ivü Schuß nur ein Toter oder Verwundeter entfällt, so kann von guter Ausnutzung
der Munition nicht gesprochen werden" (wobei allerdings die moralische Wirkung unbe-