Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

404 
Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne. 
waren die Anlagen des Verteidigers sehr viel weiter nach der Tiefe ausein-- 
andergezogen. An der Aisne boten Steilhänge und Schluchten des unüber¬ 
sichtlichen und höhlenreichen Berglandes natürliche Deckung gegen Sicht wie 
gegen Feuer; im großformigen Höhengelände der Champagne waren die 
Verhältnisse für die am flach ansteigenden Vorderhang liegenden deutschen 
Stellungen ungünstiger. Aber hier wie dort erleichterten die Bodenverhält¬ 
nisse die Anlage jeder Art von Deckungen, und abgesehen von der vordersten 
Kampfzone schützte Wald vielfach noch gegen Sicht. Die Masse der Artillerie 
mußte an der Aisne schon aus Geländerücksichten weit zurück hinter dem 
sumpfigen Ailette-Grund stehen, während umgekehrt bei Arras das Gelände 
zum Zusammenhalten weiter vorn verleitet hatte. 
3. Bei Arras war der Artilleriekampf deutscherseits vor der Schlacht 
nicht mit der Planmäßigkeit geführt worden, wie wochenlang an der Aisne. 
Daß man das von General Nivelle beabsichtigte Angriffsverfahren von 
Verdun her und dann wieder aus erbeuteten Befehlen in vielen Einzelheiten 
vorher kannte, hatte für diese und manche andere Abwehrmaßnahme der 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz anregend mitgewirkt. 
4. Bei Arras eröffnete der Gegner die Schlacht mit etwa 400 gegen rund 
200 Flugzeugen durch eine gewaltige Luftoffensive, die französischen Flieger 
an der Aisne und in der Champagne hielten sich trotz zahlenmäßig etwa 
ebenso großer Überlegenheit (etwa 1000 gegen 640) wesentlich mehr zurück. 
5. Bei Arras bereiteten am 9. April 2800 englische Geschütze den Sturm 
vor, indem sie ihr Feuer vor allem gegen die vordersten deutschen Infanterie- 
linien aufs schärfste zusammenfaßten; auf jeden Kilometer Stellungsfront 
kamen etwa 125 Geschütze. An der Aisne und in der Champagne war die 
Aufgabe der feindlichen Artillerie wegen der großen Tiefe des deutschen 
Stellungssystems schwieriger. Dieses aber nahmen z. B. an der Aisne am 
16. April 3800 französische Geschütze von Haus aus in seiner ganzen Tiefe 
gleichzeitig unter Feuer, obgleich auf jeden Kilometer der Stellungs- 
front nur 91 Geschütze kamen. Damit war ihr Feuer, gemessen an dem 
nach Zeit und Raum scharf zusammengehaltenen der Engländer, nicht nur 
schwächer, sondern auch mehr zersplittert. 
6. Bei Arras wie an der Aisne kostete der erste Tag den Verteidiger 
rund 14 000 Gefangene, denn auch an der Aisne gab es vor allem zwischen 
Craonne und Berry au Bae und bei Bermsricourt tiefe Einbrüche. An 
Geschützen aber gingen hier nur etwa 70, größtenteils Nahkampfgeschütze'), 
verloren gegen 233 bei Arras, einmal weil die Artillerie an der Aisne aus¬ 
reichende Tiefengliederung hatte, die bei Arras fehlte, zum anderen weil 
0 An der Aisne und in der Champagne waren allein etwa 160 9 cm= und franz. 
90 inm-Geschütze zum Nahkampf eingebaut gewesen, bei Arras nur 34.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.