Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Heeresgruppe Herzog Albrecht. — Betrachtungen zur Aisne/Champagne-Schlacht. 403 
G. Betrachtungen. 
Während die Abwehrschlacht gegen die Engländer am 9. April bei 
Arras mit einem überaus ernsten Mißerfolg begonnen und zu einer operativ 
bedenklichen Lage geführt hatte, war an der Aisne bei der Abwehr des sehr 
viel stärkeren und taktisch geschulteren französischen Heeres bereits am Abend 
des ersten Kampftages erkennbar, daß der feindliche Angriff als operativer 
Durchbruch gescheitert war, und nicht anders war es tags darauf in der 
Champagne. Die deutschen Truppen bei A r r a s standen ihrem Kampfwerte 
nach auf gleicher Höhe wie die an der Aisne und in der Champagne. Bei 
Arras schritten in vorderster Linie 15 englische Divisionen gegen 10, zudem 
an Kopfzahl wesentlich schwächere deutsche zum Sturm, an der Aisne 
201/2 französische gegen 14, in der Champagne sechs gegen fünf je etwa gleich- 
starke deutsche. Das infanteristische Kräfteverhältnis des ersten Kampftages 
war also in beiden Schlachten etwa gleich. Die Bedingungen aber, unter 
denen die deutsche Abwehr zu leisten war, waren recht verschieden: 
1. Der Angriff der Engländer traf die deutsche Front, bevor sie für die 
Wwehr ausreichend vorbereitet war, drei Wochen nach dem Siegsried-Rück- 
zug. Der Angriff der Franzosen stieß erst eine Woche später auf eine bis ins 
letzte für den Großkampf eingerichtete Front. Dabei war der Mißerfolg der 
Wwehr bei Arras eine Warnung gewesen; mit verdoppelter Aufmerksamkeit 
und auch an einigen Erfahrungen reicher, im übrigen weitgehend unterrichtet 
durch die bei Ripont und Sapigneul erbeuteten Schriftstückes, erwartete man 
den Angriff an der Aisne und in der Champagne. Bei Arras war man über 
den Zeitpunkt des feindlichen Angriffs lange durchaus im unklaren, erst drei 
Tage vor seinem Beginn erkannte man, daß er dicht bevorstehe. An der 
Aisne lagen über den Tag und sogar die ungefähre Stunde des Angriffs 
glaubhafte Nachrichten vor"). Das gerade auf die letzten Stunden vor dem 
französischen Sturm gelegte Vernichtungsfeuer der gesamten Artillerie der 
7.Armee konnte die feindliche Bereitstellung treffen. 
2. Bei Arras wurde in weithin übersichtlichem und, abgesehen von Ort- 
schaften und tief minierten Stollen, deckungslosem Gelände eine wenig tief 
gegliederte deutsche Front getroffen. An der Aisne und in der Champagne 
') S. 75.Deren Auswertung bei der O. L. 6.76 f. und 79 ff. 
2) Gefangenenaussagen hatten zehntägige Artillerievorbereitung der Franzosen 
in Aussicht gestellt. Man kam damit etwa auf den 16. April als Angriffstag (S. 289). 
Diese Rechnung stimmte zwar damals nicht, denn Gen. Rivelle wollte schon am 14. April 
angreifen, er verschob den Angriff aber dann aus den 16. (S. 305), so daß der Tag tat- 
sächlich der deutschen Annahme entsprach. Diese aber wurde am IS. April auch noch 
bestätigt durch eine von der O. H. L. eingehende Agentennachricht, die den Angriff für 
den 16. April bei Sonnenaufgang voraussagte (S. 295). 
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