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Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne.
S.Mai, lich von Ehevregny, ein und traten noch in der Nacht um 1" mit Teilen der
45. und auch der 44. Reserve-Division zum Angriff in der Richtung auf die
Wittenberg-Höhle an. Die Stellung an der Höhle wurde genommen, eine
größere Zahl deutscher Soldaten befreit und der mit großem Schneid geführte
Stoß bis in die verlorene vorderste Linie am Ehemin des Dames vorgetragen.
Dann zwang flankierendes Feuer, bis an die Höhle wieder zurückzugehen.
Auch die Divisionen der Gruppe Li esse hatten schwere Kämpfe
zu bestehen. Der erste Anlauf des französischen XI. Korps (21. und 22.Divi¬
sion) wurde vom rechten Flügel der Infanterie-Division unter General¬
leutnant Wellmann teils im Abwehrfeuer, teils in Gegenstößen zum Stehen
gebracht, östlich von Cerny dagegen und hinübergreifend in den Abschnitt
der 1. Garde-Infanterie-Division bis etwa an den Weg Ailles—Paissy
gewannen die Franzosen mehr Boden. Bei Cerny wurde die Front in den
Talgrund nördlich des Dorfes heruntergedrückt; im Dorfe selbst und in den
Resten der Zuckerfabrik hielt sich die deutsche Besatzung. Auf der Hochfläche
östlich davon wurde in harten Kämpfen, die stundenlang und mit wechseln-
dem Erfolge hin und her wogten, gerungen und der Nordrand schließlich im
wesentlichen gehalten. Westlich von Cerny blieb der französische Gelände-
gewinn geringer. Besonderes Verdienst erwarben sich hier — wie das amt-
liche französische Werk schreibt — die deutschen Batterien, die der stürmenden
französischen Infanterie schwerste Verluste zufügten.
Erst am späten Abend trafen die ersten Unterstützungen von der 11. baye-
rischen Infanterie-Division des Generalleutnants Ritter von Kneußl nord¬
östlich von Cerny ein. Am 11° abends traten sie zum Gegenstoß an, der aber
nicht bis Cerny durchzudringen vermochte. Im Laufe der Nacht heran-
kommende weitere Teile der Division stützten die Front hinter den Einbruchs-
stellen ab.
Die 1. Garde-Infanterie-Division unter Oberst Eitel Friedrich Prinz
von Preußen hatte unter schweren Kämpfen bis zum späten Nachmittag die
beim ersten französischen Ansturm verlorenen Stellungsteile fast restlos
wiedergewonnen. Am äußersten rechten Flügel allerdings vermochte ihre
Kampflinie sich nur mit größter Mühe am Nordhang unterhalb der ver-
lorenen Randstellung festzuklammern und die bis in die Dunkelheit hinein
immer wiederholten Vorstöße der Franzosen unter Einsatz des letzten Mannes
und letzter Kraft abzuwehren. Mit besonderer Erbitterung und Zähigkeit
war auch westlich der Hurtebise-Ferme um die dortige „Drachenhöhle", wohl
die ausgedehnteste der unterirdischen Verteidigungsanlagen, gekämpft
worden. Jeder Angriffserfolg wurde dem Feinde wieder abgerungen. Hier