Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Der Artilleriekampf. 
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Dieses Gesamtbild der Lage kam den tatsächlichen Verhältnissen und 
den Absichten der französischen Führung^) sehr nahe. Die zur Zeit tobende 
Artillerieschlacht mochte noch einige Zeit anhalten und vielleicht zu einer noch 
gewaltigeren Steigerung führen, denn der Feind mußte aus dem Ergebnis 
seiner Erkundungsvorstöße und aus der Wirkung des deutschen Artillerie- 
feuers erkennen, daß sein Gegner noch keineswegs erschüttert war. Bei der 
deutschen Kampftruppe herrschte die entschiedene Empfindung, daß der fran¬ 
zösische Infanterieangriff unmittelbar bevorstehe. Diese Auffassung wurde 
bestätigt durch eine am 15. April abends von der Obersten Heeresleitung 
übermittelte Agentennachricht, derzusolge die große französische Offensive 
zwischen Vailly und Reims am 16. April bei Sonnenaufgang beginnen 
sollte. Als erste Gegenmaßnahme wurde für die gesamte Abwehrartillerie 
der 7. Armee die Abgabe eines kräftigen Vernichtungsfeuers von einviertel- 
stündiger Dauer in den frühen Morgenstunden des 16. auf die französischen 
Sturmausgangsstellungen befohlen. 
Man sah dem kommenden Cntscheidungsangriff des französischen Heeres 
mit dem Bewußtsein entgegen, alles nur Mögliche getan zu haben, um den 
gewaltigen Ansturm abzuwehren. Die Truppe war, soweit sich das feststellen 
ließ, voller Zuversicht. Major Bramsch, der als Abgesandter der Obersten 
Heeresleitung in den letzten Tagen die am meisten bedrohten Abschnitte der 
7. Armee, Gruppen Lieste und Siffonne, besucht hatte, berichtete: Die 
Stimmung der Truppe werde überall als gut angesehen, die Divisionen noch 
als kampfkräftig für den Beginn der Abwehrschlacht, wenn auch der Gesund- 
heitszustand durch schlechte Unterkunftsverhältnisse und Näsie in den 
Stellungen sich zu verschlechtern beginne. Die Verluste hätten am 9. und 
10. April, also in zwei Tagen, bei drei Divisionen, über die Angaben vor- 
lagen, bereits je 100 bis 159 Mann betragen. Die Grabenstärken der In- 
santerie-Kompanien betrügen 90 bis 100 Mann. Baldiger Beginn des 
Angriffs, dem sich die Truppe durchaus gewachsen fühle, werde überall als 
erwünscht bezeichnet, denn der jetzige Zustand hoher Alarmbereitschaft und 
steter Erwartung des Angriffs zehre an den Kräften. Die Verluste der 
Artillerie seien nicht unbeträchtlich, größeren Einbußen habe sie sich bisher 
durch häufigen Stellungswechsel zu entziehen vermocht, der aber viel Kräfte 
koste. Die Kampfkraft sei jedoch noch durchaus ausreichend, sie sei bei der 
Gruppe Siffonne infolge der immer wieder eintretenden Geschützaussälle durch 
feindliches Feuer auf etwa 80 v. H. zu veranschlagen. Die Breite der Sperr- 
feuerräume schwanke von 250 bis 400 Meter. Die feindliche Artillerie werde 
nach Kräften bekämpft, eine wesentliche Beeinträchtigung ihrer Feuerkraft sei 
aber nicht zu erkennen. 
') S. 299 ff.
	        
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