Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Ursachen des Mißerfolges. — Die Überraschung. 
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Erwartungen, die das Armee-Oberkommando und auch die Heeresgruppe auf 
das Halten der Stellungen durch die Stellungs-Divisionen setzte, über den 
Haufen geworfen. Das mit voller Wucht auf die vordersten Linien zu- 
sammengesaßte Feuer hatte um so größere Wirkung gehabt, als die Tiefen- 
gliederung der Infanterie noch nicht voll durchgeführt war, da in den hinteren 
Linien und im Zwischenfeld schußsichere Unterkunft noch fast ganz fehlte. Be- 
sonders hatte sich das an den Vimy-Höhen bemerkbar gemacht, wo die Stel- 
lungen zwangsläufig auf dem schmalen Vorderhang zusammengedrängt waren. 
Aber auch die Zuversicht des Armee-Oberkommandos, daß die Artillerie 
imstande sein werde, die Infanterie entscheidend zu unterstützen, hatte sich als 
trügerisch erwiesen. Heftiges feindliches Feuer in der Nacht zum 9. April 
und Gasbeschuß hatten große Teile von ihr lahmgelegt und ausreichende 
Ergänzung ihrer Munitionsbestände verhindert. Dann aber hatte das dem 
Sturm unmittelbar vorausgehende überwältigende englische Massenfeuer 
schlagartig jede Beobachtung und Verbindung nach vorn und damit jede 
wirksame Feuerunterstützung der Infanterie ausgeschaltet. Cs konnte nur 
noch Sperrfeuer abgegeben werden, das der Angreifer aber wohl längst unter- 
laufen hatte. Sehr frühzeitig und völlig überraschend erschien er dann im 
Rauch der Feuerwand vor den Batterien selbst; an ein Zurückbringen der 
Geschütze war nicht mehr zu denken. Da die Masse der Batterien, dem Ge- 
lande sich anpassend, verhältnismäßig nahe hinter der vorderen Linie stand, 
ergaben sich große Materialverluste. 
Daß die Ruhebataillone der Stellungs-Divisionen in den letzten Tagen 
vor der Schlacht aus Schonungsgründen bis zu 20Kilometer hinter die 
Front zurückgenommen worden waren, hat sich schwer gerächt. Daß die zur 
Ablösung bestimmten Divisionen bei der äußerst gespannten Lage nicht für 
alle Fälle näher herangezogen waren, hat frühzeitiges Abfangen des eng- 
lischen Angriffs vollends unmöglich gemacht. .Beides zusammen trägt damit 
die Hauptschuld an der Tiefe des Einbruchs wie an den außerordentlich 
hohen Geschützverlusten. Bei den Maßnahmen des Armee-Oberkommandos 
hatte die Sorge mitgesprochen, die Kräfte der Truppen vorzeitig zu ver- 
brauchen. Die Ablöfungs-Divisionen waren bis auf zwei hinter dem 
äußersten rechten Flügel, von denen die eine übrigens erst am 9. April mit 
der Bahn eintraf, keineswegs voll kampfkräftig, sondern bedurften noch zwei- 
wöchiger Ruhe und Ausbildungszeit'); jeder Tag, den man sie länger hinten 
ließ, bedeutete dabei Gewinn. Aber auch als man sie vorzog, haben Heeres¬ 
gruppen- und Armee-Oberkommando nicht an unmittelbares Eingreifen in 
die Schlacht am ersten Kampftage gedacht, denn die Divisionen standen an 
') Meldung des A. O. K. 6 vom 7. April.
	        
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