Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Schlacht bei Arras. 
,2^'ril Die Ursachen für den Mißerfolg der Abwehr waren damit im wesent- 
^cU" lichen richtig erkannt. Die für die Zukunft empfohlenen Abwehrmittel waren 
nicht neu, sondern entsprachen meist dem, was für eine Abwehrschlacht schon 
bisher angeordnet oder empfohlen war. Fragt man aber, warum sie nicht 
angewendet wurden, so muß die Antwort lauten: Weil man die Lage 
nicht richtig beurteilt hatte und daher überrascht wurde. 
Die unmittelbare Dringlichkeit der Lage ist erst spät erkannt worden, 
nicht nur bei Armee und Heeresgruppe, sondern auch bei der Obersten Heeres¬ 
leitung. Man hatte mit erheblich größerem Zeitgewinn durch den Sieg- 
fried-Rückzug gerechnet. Noch am 24. März war in der Lagenbeurteilung 
der Obersten Heeresleitung die Frage offengelassen, ob die Engländer bei 
Arras Kräfte zusammenzögen, weil sie einen deutschen Angriff befürchteten, 
oder ob sie selber angreifen wollten; für einen großen Angriff schien die Aus¬ 
dehnung zu gering. Offenbar aus dieser Auffassung heraus wurde auf eine 
Anfrage der Heeresgruppe noch am 26. März entschieden, daß das Heraus¬ 
ziehen schwerer Artillerie aus der Siegsried-Front nicht zur Einschränkung 
der Vorfeldkämpfe führen dürfe; im übrigen sollten alle diese schweren Vat- 
terien zunächst für zwei Wochen auf Übungsplätze verlegt werden. Noch am 
30. März rechnete die Oberste Heeresleitung mit der Möglichkeit, daß der 
englische Angriff erst in drei bis vier Wochen komme. Erst am 5. April 
erschien die Lage so dringlich, daß von da ab alles geschah, um die 6. Armee 
beschleunigt auf volle Abwehrbereitschaft zu bringen. 
Die kurze Dauer des englischen Vorbereitungsfeuers, nur vier Tage 
(schließlich wurden es fünf), bedeutete etwas Neues. Die 6. Armee glaubte 
noch Zeit zu haben, bis der englische Angriff losbreche und damit auch noch 
Zeit, die feindlichen Batterien und die Stadt Arras als Bereitstellungsraum 
der feindlichen Sturmtruppen gründlich zu vergasen'). Man sah auf Grund 
aller vorliegenden Meldungen die eigene Artillerie noch als ungeschwächt 
an, die in Stellung befindliche Infanterie noch als kampfkräftig und wurde 
durch den englischen Angriff, der am Morgen des 9. April nach einem kurzen 
Feuerschlag überfallartig einsetzte, überrascht. 
Die entscheidende Ursache für den britischen Anfangserfolg ist in der 
ungeheuren Wucht des Massenfeuers von Artillerie und Minenwerfern zu 
fuchen. Der Gegner hatte, an den Verhältnissen der Somme-Schlacht ge- 
messen, auf gleichem Raum fast das Doppelte an Rohren und das Mehr¬ 
fache an Munition eingesetzt, hatte nach seinen eigenen Angaben in den ersten 
Tagen der Schlacht auf 20Kilometer Breite fast fünfmal soviel verschossen 
wie in gleicher Zeit auf 28 Kilometer an der Somme und die Wirkung dabei 
zeitlich und räumlich scharf zusammengefaßt. Dieser Feuersturm hat alle 
-) S. 198.
	        
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