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Die Schlacht bei Arras.
zwei oder drei Tage später mitwirken sollte. Beiderseits von Arras wurde
„eine ganz dichte Massierung" englischer Divisionen festgestellt; vor dem
elf Kilometer breiten Abschnitt von Ecurie bis Neuville-Vitasse standen neun
„gute" Divisionen in der Front, eine dahinter in Reserve. Die feindliche
Infanterie- und Artillerietätigkeit nahm zu. Die 6. A r m e e meldete am
24. März, daß ein englischer Angriff gegen die Front La Bassse—Neuville-
27^MLrz ^^asse möglich erscheine und daß die Vorbereitungen dafür im Fortschreiten
seien; doch habe der Feind trotz der Verdichtung seiner Front die Gliederung
für einen großen Durchbruchsangriff noch nicht durchgeführt. Nördlich von
Angres (nördlich von Souchez) und südlich von Neuville-Vitasse sei infan-
teristisch kein Angriff vorbereitet, der Raum Angres—Neuville-Vitasse aber
sei zu schmal für einen großen Durchbruch; auch das spreche dafür, daß ein
solcher noch nicht gleich bevorstehe. Mit örtlichen Unternehmungen als Vor¬
bereitung für die Schlacht müsse aber sowohl gegen die Vimy-Höhen wie bei
Arras gerechnet werden. Auch der Heeresgruppe schien es nach der
Gesamtlage noch wenig wahrscheinlich, daß schon jetzt ein Großangriff auf
dem schmalen Raum bei Arras erfolge; wahrscheinlicher sei, daß der Feind
seine Angriffsfront erst noch verbreitere. Auf die Abwehr eines mit den
gegenwärtigen Mitteln einsetzenden Angriffs sei man eingerichtet. Bereite
der Feind einen Durchbruchsangriff vor, so werde man das erkennen. Die
Vorbereitungen für die dann nötige weitere Verstärkung der 6. Armee waren
in Angriff genommen.
Die Ober st e Heeresleitung hatte inzwischen den Hauptmann
im Generalstabe Geyer entsandt, um ein eigenes und unmittelbares Bild von
den Verhältnissen zu gewinnen. Dabei handelte es sich um die schon in ihrer
Lagenbeurteilung vom 18. März') angedeutete Auffassung, daß die Engländer
ihre Truppen an der Arras-Front vielleicht nur deswegen verstärkten, weil sie
einen deutschen Angriff mit den durch den Siegfried-Rückzug freigewordenen
Kräften erwarteten, vor allem aber um die Frage der Abwehr eines feind-
lichen Großangriffs« wobei auch die Möglichkeit etwaigen Ausweichens zu
berücksichtigen war. Schließlich spielte noch ein von der 6. Armee geplantes
Unternehmen „München" eine Rolle, durch das die Stellung östlich von
Souchez verbessert werden sollte. Am 23. März hatte Hauptmann Geyer
gemeldet: „Die Ansichten, ob die Engländer bei Arras einen Angriff von
uns fürchten oder ob sie selbst angreifen wollen, sind nicht geklärt. Für einen
Angriff (ihrerseits) spricht die sehr starke Massierung bei Arras, dagegen das
langsame Folgen gegenüber dem zurückgebogenen Flügel des XII. Reserve-
korps") und die häufigen Patrouillenunternehmungen. Möglichkeit eines
*) S. 84.
2) Gruppe Arras, linker Flügel der 6. Armee.