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Neue Lage für die Westmächte.
Das würde aber genügen, um von den verbündeten Heeren die notwendigen
Verstärkungen heranzuführen. Auf aktive Beteiligung Italiens an der all-
gemeinen Offensive war jedenfalls erst zu rechnen, wenn die Offensive der
Westmächte sich weiter entwickelt hatte und damit die Gefahr eines Angriffs
aus dem Trentino endgültig beseitigt war.
ig. Apru. Am 19. April gab General Eadorna die ersten Weisungen für die
nächste Isonzo-Offensive. Sie konnte nach der nötigen Umgruppierung etwa
Mitte Mai beginnen.
4. Auffassung bei den N?estmächren^), Regierungswechsel in
Frankreich, Bedenken gegen das t^ivellesche Angriffsverfahren.
März. C n g l a n d war von den Wirkungen des uneingeschränkten Untersee-
krieges am stärksten betroffen; die Versenkungsziffern schwollen gewaltig
an. Der monatliche Durchschnittsverlust an Schiffsraum, der im zweiten
Halbjahr 1916 210 000 Tonnen betragen hatte, stieg im Februar 1917 ein-
schließlich der versenkten neutralen Schiffe auf mehr als das Doppeltes.
Andererseits war man in England der Ansicht, daß die in Deutschland seit
dem Herbst herrschende Knappheit an Nahrungsmitteln sich im Mai voll aus¬
wirken werde. Nun schien aber Deutschland neuerdings vor allem aus
Schweden, Dänemark und Holland, deren Verbindungen nach England jetzt
aufs äußerste erschwert waren, die Erzeugnisse dieser Länder wie auch dorthin
eingeführte Handelsgüter der Entente in verstärktem Maße zu beziehen. Um
dies zu unterbinden, wie auch zur Sicherung des eigenen Bedarfs, einigten
sich die Alliierten Ende März auf eine noch schärfere Drosselung jeder Ein-
fuhr nach neutralen Ländern. Wenn im übrigen gewiß weite Kreise Ent¬
täuschung über den Verlauf des Krieges und Zweifel an seinem Ausgang
zeigten, so herrschte doch im Kriegskabinett Lloyd George der unbeirrbare
Wille zum Siege.
Als die leitenden Männer der Dominions und Indiens, deren Leistun¬
gen man auf größtmögliche Höhe zu bringen wünschte, Ende März in London
zu einer Reichskriegskonferenz versammelt waren, führte Staats¬
sekretär des Äußeren Valfour am 26. März vor ihnen aus, daß die Friedens-
bedingungen, auf die sich Großbritannien seinen Verbündeten gegenüber fest-
gelegt habe, die Fortsetzung des Krieges forderten. Ohne endgültigen Sieg
sei die Zergliederung der Türkei, die Aufteilung Österreich-Ungarns unter
seine Nachbarn, die Wiederaufrichtung Polens, die Rückgabe Elsaß-Loth-
-) Anschluß an S. 87f. und 99 ff.
2) Deutscherseits war der im Februar 1917 versenkte Schiffsraum auf 781000
Tonnen, also noch wesentlich höher, berechnet worden (S. 83).