Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Neue Lage für die Westmächte. 
Februar. Staaten sah man darin den ersten Schritt zum Kriege. Man begrüßte ihn 
fast allgemein, denn die Verkündung des uneingeschränkten Unterseekrieges 
wirkte zunächst wie eine Blockade-Erklärung. Die Reeder weigerten sich, 
Schiffe nach Europa auslaufen zu lassen; die Ausfuhr von Kriegsbedarf, die 
seit 1914/15 auf mehr als das Dreifache gestiegen war'), drohte zum Erliegen 
zu kommen. Stürmisch wurde die Bewaffnung der Handelsschiffe gefordert. 
Am 10. Februar nahm der Kongreß mit überwältigender Mehrheit das bis- 
her größte Flottengesetz an. Präsident Wilson kam die zur Schau getragene 
kriegerische Stimmung ungelegen, denn noch immer hielt er es für möglich, 
ohne Krieg zum Ziele zu kommen. Wohl traf er Vorbereitungen für den 
Krieg, nach außen in Erscheinung tretende Maßnahmen wünschte er aber zu 
vermeiden, auf jeden Fall wollte er „offene feindliche Akte" von seiten Deutsch- 
lands abwarten. So hatten die militärischen Behörden sich einstweilen auf 
Ausarbeitung eines Dienstpflichtgesetzes, Anordnungen zum Schutze gegen 
Spionage und Sabotage, Mobilisierung der Wirtschaft usw. zu beschränken. 
Auch veranlaßte ihn eine Note des österreichisch-ungarischen Außenministers 
Grafen Czernin vom 5. Febmar, der die Hoffnung aussprach, daß Präsident 
Wilson seine Bemühungen trotz allem nicht aufgeben würde, mit London 
in Verbindung zu treten, um das Hindernis für den Abschluß eines Friedens 
mit Wien, die von der Entente geforderte Aufteilung der Donau-Monarchie, 
aus dem Wege zu räumen. Als er schließlich am 20.Februar erfuhr, Lloyd 
George glaube, daß einer Belassung Böhmens und Ungarns bei Öfter- 
reich nichts im Wege stehen würde, leitete er mit Wien Besprechungen ein^). 
Sie scheiterten, da Graf Czernin nicht ohne seine Verbündeten zu verhandeln 
bereit war. 
Gerade in diesen Tagen aber hielt England am 25.Februar die Zeit 
für gekommen, einen deutschen Funkspruch vom 16. Januar nach Washington 
mitzuteilen, den es bereits seit Wochen entziffert in der Hand hatte. Es 
war eine Note des deutschen Auswärtigen Amtes an den Gesandten in 
Mexiko. Sobald der Krieg mit den Vereinigten Staaten sicher sei, sollte er 
ein Bündnis vorschlagen, Staatengebiet als Gewinn in Aussicht stellen und 
Mexiko auffordern, den Beitritt Japans zu diesem Bündnis zu vermitteln. 
Das Bekanntwerden der Note löste in den Vereinigten Staaten, deren 
Truppen noch an der mexikanischen Grenze und in Bekämpfung von Banden 
teilweise sogar auf mexikanischem Boden standen, die englischerseits erwartete 
Empörung aus. Sie trieb den bisher noch zögernden Präsidenten vorwärts. 
Am 26. Februar forderte er vom Kongreß die Ermächtigung zur Bewaffnung 
-) S. 162, Siran. 1. 
y Vgl. S. 167.
	        
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