Full text: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Das Ausweichen in die Siegfried-Stellung. 
Ma«. Artillerie. Wie von der deutschen Luftaufklärung festgestellt wurde, waren 
die Gegner eifrig mit dem Vau von Stellungen und Bahnen beschäftigt. 
Besonders weit vorgeschritten war der Stellungsbau der Franzosen südlich 
von St. Quentin zwischen Somme und Oise. Ob dies mit Abwehr- oder mit 
Angriffsabsichten zusammenhing, war noch nicht zu entscheiden. Gegen Ende 
Mai wurde es aber immer klarer, daß die Gegner von der Siegfried-Front 
Kräfte fortzogen. Die Engländer verkürzten ihren Südflllgel, der bisher west¬ 
lich von St. Quentin gestanden hatte, bis Pontruet am Omignon-Vach, 
sieben Kilometer nördlich von St. Quentin, und schoben von hier nordwärts 
bis Vendhuille Kavallerie in die vorderste Linie. An keiner Stelle der ganzen 
Siegfried-Front waren Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff zu er- 
kennen. Auch ein Angriff der Franzosen auf St. Quentin schien zunächst auf¬ 
gegeben zu sein. Es wurde immer wahrscheinlicher, daß der tiefgegliederte 
Ausbau der Stellungen des Gegners zwischen der Somme und der Oise vor- 
zugsweise Abwehrzwecken diente. 
Dieser Auffassung der Lage entsprach es, wenn man auf deutscher Seite 
fortfuhr, kampfkräftige Divistonen aus der Front zu ziehen und sie durch 
ruhebedürftige zu ersetzen. Auch in der Schwächung der Frontbesetzung 
konnte man jetzt noch weiter gehen. Der Abschnitt der Gruppe Cambrai, 
der bisher von drei Divisionen besetzt war, wurde von Mitte Mai ab nur 
noch von zwei Divisionen gehalten, am 23. Mai wurde die Kanal-Gruppe 
aufgelöst. 
Der Ausbau der Siegfried-Stellung ging weiter und erforderte auch im 
Mai noch beträchtliche Arbeiten. Größere Tiefengliederung sollte dabei 
dadurch erreicht werden, daß die bislang noch gehaltenen und zum großen Teil 
schon verteidigungsfähigen Vorpostenstellungen von den Gruppen Caudry 
und St. Quentin nach Süden hin bis an die Stadtstellung von St. Quentin 
heran zusammenhängend ausgebaut werden und besetzt bleiben sollten. Die 
dadurch verminderte Gefahr nördlicher Umfassung erleichterte die Lage in der 
Stadtstellung wesentlich. Ostlich von St. Quentin machte der Ausbau rück¬ 
wärtiger Stellungen gute Fortschritte, besonders nachdem vom 25. Mai ab 
eine Landwehr-Division zur Arbeit zur Verfügung stand. 
Juni. Im Juni blieb die Lage die gleiche. Weder bei den Engländern noch 
bei den Franzosen war eine wesentliche Änderung in der Kräfteverteilung 
festzustellen. Auf deutscher Seite wurde der Tausch frischer Divisionen gegen 
abgekämpfte weitergeführt. 
Mit dem Fortschreiten der Angriffspläne der Engländer in Flandern 
wurden Nebenangriffe der Verbündeten mit dem Zweck, deutsche Kräfte zu 
binden, auch auf der Siegfried-Front wieder wahrscheinlicher. Die Eng¬ 
länder schienen südlich der Straße Vapaume—Cambrai bei Havrincourt
	        
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