Full text: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Das Ausweichen in die Siegfried-Stellung. 
April. Posten langsam zurückzudrücken. In diesen täglichen Vorfeldkämpfen erlitt 
der Feind durch das Feuer der deutschen Artillerie und durch gewandt 
fechtende kleine Infanterie-Abteilungen nicht unerhebliche Verluste, fast 
täglich wurden ihm Gefangene abgenommen, die wertvolle Aufschlüsse über 
die Kräfteverteilung und den Zustand der Truppe auf gegnerischer Seite 
gaben. Aber auch die deutschen Verluste waren nicht gering. Am Monats- 
ende hielten sich die deutschen Vorposten südlich der Bahn Cambrai— 
Vapaume bis nach St. Quentin hin noch einige Kilometer vorwärts' der 
Siegfried-Stellung. 
Westlich und südlich von St. Quentin schienen die Engländer 
undFranzosen stärkere Kräfte zum Angriff zusammengezogen zu haben. 
Ihr Ziel war offenbar, wie auch Gefangenenaussagen bestätigten, die baldige 
Inbesitznahme der Stadt, wobei Prestigegründe maßgebend sein konnten, aber 
auch die Annahme, daß die vorspringende Stadtstellung nicht hartnäckig ver- 
teidigt werden würde. Demgegenüber bestand auf deutscher Seite die Absicht, 
die Stadt so lange wie möglich zu halten. Daß dies bei ihrer der Umfassung 
durch den Feind ausgesetzten Lage auf die Dauer nicht möglich sein würde, 
war klar. Vorkehrungen für rechtzeitige Zurückführung der Artillerie aus der 
Stadt und für abschnittsweise Verteidigung waren getroffen. In den ersten 
Apriltagen erlitten die Feinde hier bei ihren wiederholten Angriffen gegen die 
deutschen Vorposten in sehr heftigen Nahkämpfen schwere Verluste; vor der 
Südwestfront der Stadt wurden dabei Truppen dreier Divisionen, einer eng- 
tischen und zweier französischen, festgestellt. Um weiteren überlegenen An- 
griffen auszuweichen, wurden die Vorposten vor der Stadt in der Nacht zum 
3. April eingezogen; dasselbe geschah in der folgenden Nacht südlich der Stadt 
bis zur Oise hin. Der Angriff, den die Franzosen dort gegen die geräumte 
Vorpostenlinie Grugies—Urvillers—Alaincourt am 4. April nach mehr- 
stündiger Artillerievorbereitung unternahmen, wurde ein Luftstoß. Der Feind 
grub stch ein. Die folgende Zeit brachte alle Anzeichen für einen neuen, größeren 
Angriff gegen St. Quentin und die deutsche Stellung südlich der Stadt. 5>es- 
tiges, planmäßiges, sich steigerndes Feuer leichter, mittlerer und schwerer 
Kaliber richtete sich gegen die Stadtstellung und die südostwärts bis zur Oise 
anschließende Front. Auch das Innere der Stadt wurde immer mehr in Mit- 
leidenschast gezogen, die Kathedrale wiederholt getroffen. Starke Flieger- 
verbände stießen über die deutschen Linien vor und warfen Bomben ab. In 
zahlreichen Luftkämpfen hatte der Feind schwerere Verluste als die deutschen 
Flieger. Zwei Angriffe, die die Franzosen am 13. April nach starker Artillerie¬ 
vorbereitung beiderseits der Somme gegen die Südwestfront von St. Quentin 
mit Truppen zweier Divisionen unternahmen, kamen danach nicht über¬
	        
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