Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Das Ausweichen in die Siegfried-Stellung. 
Truppen dort erschöpfen zu wollen, offenbar um den Vogen später durch einen 
Angriff eindrücken zu können. Wenn auch mit einer unmittelbar bevorstehen- 
den großen Offensive des Feindes zunächst noch nicht gerechnet wurde, so 
schien doch das weitere Festhalten der alten vorderen Linie angesichts der 
ständigen, meist recht starken Teilangriffe des Feindes nur unter erheblichem 
Verbrauch weiterer Divisionen möglich zu sein. Das Heeresgruppenkom- 
mando war daher mit der Absicht der 1. Armee einverstanden, aus dem Vogen 
westlich von Vapaume zwischen Essarts-les Vucquoy und Le Transloy schon 
2Z. Februar, in der Nacht zum 23.Februar in die erste rückwärtige Stellung, die Rl-Stel- 
lung, zurückzugehen, die an Vucquoy, Achiet-le Pt. und südwestlich von 
Grsvillers vorüberführend die Ausbuchtung am Ancre-Knie abschnitt'). Das 
Zurücknehmen des rund 25Kilometer breiten Frontstücks in einer Tiefe bis 
zu fünf Kilometer geschah ungestört und anscheinend auch unbemerkt vom 
Gegner, der die alte Stellung noch mehrere Tage mit Feuer belegte und dann 
nur zögernd folgte. Cs war anzunehmen, daß sich die Armee in der erreichten 
Linie, nötigenfalls in einer zweiten rückwärtigen Stellung, so lange würde 
halten können, bis der Zeitpunkt für den allgemeinen Abmarsch gekommen war. 
Ende Februar wurde es immer wahrscheinlicher, daß die Franzosen 
in der Linie Vailly—Reims eine große Offensive gegen den linken Flügel 
der 7. Armee und zwischen Avre und Oise einen stärkeren Nebenangriff gegen 
den linken Flügel der 2.Armee vorbereiteten^). Der französische Haupt- 
angriff mußte die Siegfried-Stellung in Flanke und Rücken treffen, ins- 
besondere den Abschnitt Laffaux—Conds. Der Ausbau dieses Abschnitts und 
der Stellung Laffaux—Cerny wurde daher von der Heeresgruppe Kronprinz 
Rupprecht mit Nachdruck gefordert. Auch die Engländer, die sich während der 
letzten Zeit rasch weiter nach Süden ausgedehnt und damit starke französische 
Kräfte abgelöst hatten, mußten noch sehr wohl in der Lage sein, an einer oder 
mehreren Stellen anzugreifen. Ein Angriff im alten Somme-Kampfgebiet 
von Albert in der Richtung auf Pöronne, der konzentrisch mit der franzö- 
fischen Offensive zwischen Avre und Oise zusammenwirkte, hatte viel Wahr- 
scheinlichkeit. Möglich erschienen auch umfassende Angriffe von Nordwesten 
und Südwesten gegen den vorspringenden Vogen der 1. Armee südlich von 
Arras, besonders aber Angriffe bei Arras selbst und gegen die Vimy-Höhen. 
Damit schien der Siegfried-Stellung auch im Norden in Flanke und Rücken 
Gefahr zu drohen. Die zur Zeit noch sehr unfertige Wotan-Stellung gewann 
an Bedeutung. 
Die Vorbereitungen zum Ausweichen waren auf der ganzen Front so 
weit getroffen, daß der einheitliche Rückmarsch als sichergestellt erschien. Am 
») Bd. XI, S. 511. 
y S. 75 ff.
	        
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