Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Das Ausweichen in die Siegfried-Stellung. 
Dezembe^'N« Ausweichabsichten dem Feinde nicht verborgen bleiben'), doch war zu 
' hoffen, daß es gelingen werde, ihn über den Zeitpunkt des Zurückgehens im 
unklaren zu lassen. Dies war aber nur dann zu erreichen, wenn die Herr- 
schast im Luftraum über dem Rückzugsgebiet behauptet werden konnte. 
Angesichts der starken zahlenmäßigen Überlegenheit der feindlichen Luft¬ 
streitkräfte — für Anfang Dezember wurden 950 bis 1425 feindliche Flug¬ 
zeuge gegen 552 deutsche errechnet — hielt das Heeresgruppenkommando 
vor allem eine möglichst weitgehende Verstärkung an Kampfflugzeugen für 
erforderlich, doch konnte die Oberste Heeresleitung mit Rücksicht auf die 
Gesamtlage diesem Wunsche nicht nachkommen. Waren aber dem Gegner 
die Ausweichabsichten nicht zu verbergen, dann mußte es besonders wichtig 
sein, so zeitig wie möglich von Gegenmaßnahmen des Feindes Kenntnis 
zu erhalten. Vor, während und nach der Rückzugsbewegung sollte die durch 
Kampf zu erzwingende Fliegererkundung das Gelände hinter der feindlichen 
Front auf Verschiebung von Truppen, auf Verlegung der Mumtions- und 
Geräteniederlagen sowie auf neue Bahn- und Straßenanlagen dauernd über¬ 
wachen. Nach Beziehen der Siegsried-Stellung mußte frühzeitig festgestellt 
werden, ob sich der Feind gegen diese zum Angriff entschloß oder die vor der 
Front der 1. und 2. Armee angestauten Kräfte zur Verwendung an anderer 
Stelle abfließen ließ. 
Auch die eigene Truppe mußte aus Rücksicht auf die Geheimhaltung 
der Operation so lange wie möglich in Unkenntnis über den Zeitpunkt des 
Zurückgehens bleiben. Sie mußte sich bis zuletzt so verhalten, als ob kein 
Rückmarsch stattfinden sollte. Besonders mußte vermieden werden, daß Ge¬ 
fangene dem Feinde in die Hände fielen. Weithin hörbare Sprengungen, 
Abbrennen von Gebäuden und ähnliche Maßnahmen durften besonders in 
der Nähe der Front erst nach Beginn des Zurückgehens erfolgen. Das Los- 
lösen vom Feinde hatte auf der ganzen Front von Arras bis Soiffons in 
der gleichen Nacht zu beginnen, und es mußte erstrebt werden, noch in dieser 
ersten Nacht einen so großen Abstand vom Gegner zu gewinnen, daß die 
Masse der Kräfte dem wirksamen Vereich der feindlichen Artillerie entzogen 
war. Je nach der Entfernung der Siegfried-Stellung von der bisher ge- 
haltenen Linie wurden ein bis zwei Nachhutstellungen in Aussicht ge¬ 
nommen. Außer ihnen konnten bei 2. und 7. Armee zwischen St. Quentin 
und Couey-le Chateau unter Umständen länger zu haltende Vorstellungen 
in Betracht kommen, um die gründliche Zerstörung des Angriffsfeldes un- 
mittelbar vor der Siegfried-Stellung und das Wirksamwerden der geplanten 
i) Ende Oktober/Anfang November stellten englische Flieger die Anfänge der 
neuen deutschen „Hindenburg-Liuie" fest (vgl. S. 114).
	        
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