Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Die Vorbereitung der großen Offensive in Frankreich. 
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der deutsche Rückzug zahlreiche Divisionen frei machen würde. Diese kämen 
einer Offensive zugute, die Deutschland für eine schnelle Entscheidung ange¬ 
sichts seiner sinkenden moralischen Kräfte notwendig brauche. Seine Offensive 
würde einsetzen, wenn sich Engländer und Franzosen im verwüsteten Gebiet 
vor der mächtigen „Hindenburg-Linie" festgelegt hätten, und zwar sei nach 
den neuesten Nachrichten die Gegend zwischen Lille und dem Meere, also 
Apern, das wahrscheinliche Ziel, eine Richtung, die um so empfind¬ 
licher sei, als man sich dort auf die Belgier verlassen müsse. Gelänge den 
Deutschen der Durchbruch längs der Küste, so würden die britischen Armeen 
von Dünkirchen, Calais und Voulogne abgeschnitten, was mit den Zielen 
des deutschen Unterseekrieges vortrefflich übereinstimme. Feldmarschall Haig 
hielt es daher für notwendig, den Schwerpunkt seiner Kräfte nach Flandern 
zur 2.Armee zu verlegen. Wenn ihm auch durch die Konvention von Calais 
die Hände gebunden seien, so stünde hier doch die Sicherheit der britischen 
Armeen in Frage, und in diesem Falle gäbe ihm § 3 der Konvention die 
Selbständigkeit wieder. Cr beschwor General Robertson, dafür zu sorgen, 
daß das Kriegskabinett seiner Auffassung beitrete, und schloß mit der Ve- 
merkung, daß der ihm von General Nivelle befohlene Frühjahrsangriff 
möglicherweise aufgegeben werden müsse. 
General Nivelle war aber zu dieser Zeit noch nicht geneigt, an 
eine größere deutsche Rückzugsbewegung zu glauben, und für den Fall ihres 
wirklichen Eintritts zwischen der Oise und Arras dachte er doch nur an eine 
zusätzliche Verwendung der dann auch auf der eigenen Seite frei werdenden 
Kräfte östlich von Reims und nördlich von Arras. So ist die Wirkung der 
englischen Absage hinsichtlich des gesamten Planes auf den französischen 
Oberführer leicht zu ermessen. Als Antwort legte er in einer Weisung vom 
6. März dar, daß auch der Angriff auf die „Hindenburg-Linie" den 
Charakter einer Zangenoperation behalte und daß es sich für die britische 
Heeresleitung höchstens darum handeln könne, auf die Mitwirkung ihrer 
5. Armee zu verzichten und von dieser sechs Divisionen zur Verstärkung des 
Stoßes bei Arras einzusetzen. In einem beigefügten Schreiben bemühte er 
sich ferner, die englische Sorge um Apern zu zerstreuen und Feldmarschall 
Haig bei der Mitwirkung an der großen Offensive festzuhalten. Cr teilte 
ihm mit, daß er die Denkschrift dem französischen Kriegsminister weiter- 
gegeben habe. 
Diesen Vorstellungen blieb der Erfolg versagt. Feldmarschall Haig 
schloß seine Erwiderung vom 9. März mit den Worten: „Von meiner Ver- 
antwortung gegenüber meinem König, meinem Lande, den Offizieren und 
Mannschaften unter meinem Befehl kann mich meiner Ansicht nach nichts
	        
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