Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Angriffspläne der Entente bis Mitte März. 
4. Lage am Balkan und an den Fronten der Türkei. 
Wwter Eine Sonderstellung nahm der Balkan insofern ein, als hier die Belange 
aller verbündeten Mächte zusammentrafen, allerdings mit recht verschie¬ 
denen Zielen. Seit dem Zusammenbruch der rumänischen Front war die 
Möglichkeit, Bulgarien, wie in Ehantilly beschlossen, von Norden und 
Süden her anzugreifen und matt zu setzen, fortgefallen. Die Offensive der 
Saloniki-Armee unter General Sarrail war bereits am 7. Dezember ange- 
halten worden. Dafür stieg die Hoffnung, Griechenland') endgültig 
zu gewinnen. Wenn sich auch König Konstantin gegen die Vergewaltigung 
seines Landes immer noch wehrte, so betrachteten sich doch in Nord-Griechen- 
land Venizelos und sein Anhang seit Ende November als im Kriegszustand 
mit Deutschland und Bulgarien befindlich. Rußlands Einwirkung auf den 
Balkan war völlig gelähmt, wenn es auch seine Ansprüche auf Konstantinopel 
aufrechthielt. England war allzu schroffem Vorgehen gegen Griechenland 
abgeneigt. Es hatte weniger Interesse an Saloniki als an der Sicherheit der 
französischen Front und der Wege nach Indien, zumal ihm die Seetransport- 
frage Sorge machte. Italien wiederum wollte die griechische Dynastie 
schonen, weil es den Ehrgeiz eines Venizelos fürchtete. Nur Frankreich war 
zu den schärfsten Maßregeln gegen Griechenland bereit. Durch sein rücksichts- 
loses Eingreifen wurde denn auch König Konstantin Anfang Januar 1917 
zum Nachgeben gezwungen. Mit der Zurücknahme aller griechischen Truppen 
nach dem Peloponnes war jede Gefahr im Rücken der Saloniki-Armee 
beseitigt. 
Diese Armee war schon bis Anfang Dezember durch zwei französische 
und eine englische Division verstärkt worden, denen im Januar zwei weitere 
französische folgten. Bei allen Transporten nach Saloniki bereiteten aber in 
zunehmendem Maße die deutschen Unterseeboote Sorge, die im Mittelmeer 
seit einiger Zeit besonders erfolgreich waren. Daher wollte man eine vor¬ 
wiegend über Land führende Verbindung nach Mazedonien schaffen, die nur 
zwischen Brindisi und der albanischen Küste das Adriatische Meer zu kreuzen 
hatte. General Sarrail wurde die Aufgabe gestellt, den Angriff gegen 
Bulgarien wieder aufzunehmen, sobald die Verhältnisse an der rumänischen 
Front sich besserten. Als dann Anfang Februar in Petersburg die russische 
Heeresleitung sich geneigt erklärte, einen Schlag an dieser Front zu führen, 
wurde er vom französischen Kriegskomitee aufgefordert, Stoßrichtung und 
Zeitpunkt seines Angriffs zu melden. Auf weitere Verstärkungen hatte er 
allerdings nicht zu rechnen, denn weder England noch Italien waren bereit, 
') Bd. XI, S. 344 f.
	        
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