Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Angriffspläne der Entente bis Mitte März. 
Winter spruch der verbündeten Delegierten. Dem gab General Gurko nach, erklärte 
1916/17» a£er e|ncn sicheren Operationsbeginn als am 1. Mai an der Ostfront für 
unmöglich. Würde auf der Westfront erst im Laufe des Monats April los- 
geschlagen, fo sei also die Einheitlichkeit der Angriffe noch gewährleistet, denn 
der Zeitabstand von drei Wochen zwischen West- und Ostoffensive werde 
nicht überschritten. Ließen die Westmächte ihre Offensive jedoch schon Anfang 
April beginnen, so sei Rußland nur durch kleinere Kampfhandlungen zu 
helfen imstande, die den Feind so lange festhalten müßten, bis der große 
Angriff stattfinden könne. Französischerseits aber wünschte man durchaus 
einen früheren Operationsbeginn als zum I.Mai, zum mindesten am süd¬ 
lichen, rumänischen Teil der Front; denn die kurze heftige Durchbruchs- 
schlacht, die General Nivelle anstrebte, erforderte auch einen kürzeren Zeit- 
abstand zwischen den verschiedenen Offensiven, als man bisher zugestanden 
hatte. Aber schließlich konnte man sich den russischerseits vorgebrachten 
Gründen nicht entziehen, und so erklärte General de Castelnau, daß General 
Nivelle um den 1. April angreifen werde, wenn die Russen sich verpflichteten, 
es am I.Mai zu tun. Andererseits waren diese bereit, schon vorher einen 
„wuchtigen Schlag" an der rumänischen Front zu führen. 
Weiter wurde die Belieferung des Zarenreiches mit Geschützen und 
Munition erörtert, die nach wie vor das Kernproblem des Ostkrieges bildete. 
Bereits in Rom hatten sich die Verbündeten verpflichtet, hierfür alle Kräfte 
anzuspannen. Jetzt beschäftigte sich eine Sonderkommission mit dem 
Artillerieprogramm, das Rußland seinen Verbündeten vorgelegt hatte, um 
die Ausfälle zu ersetzen und die Ausstattung der neu zu schaffenden Verbände 
sicherzustellen. Japan war bereit, 115 schwere Geschütze zu liefern. Die 
übrigen sehr weitgehenden Forderungen, die Rußland stellte, standen aber in 
offenkundigem Gegensatz zu der Unzulänglichkeit der russischen Häfen und 
Eisenbahnen, die nicht einmal ausreichten, das bisher Gelieferte zu faffen 
und zu verteilen. 
Die innerpolitische Lage Rußlands sah man in sehr düsteren 
Farben. Am 12. Februar deutete der englische Botschafter Sir George 
Buchanan gelegentlich einer Audienz beim Zaren an'), daß eine Regierung 
geschaffen werden müsse, die den Krieg zum siegreichen Ende bringe. So¬ 
lange Protopopoff Innenminister bleibe, sei „Zusammenarbeit zwischen Re¬ 
gierung und Duma unmöglich; gerade sie sei aber eine wesentliche Vor- 
bedingung für den Sieg". Der französische Botschafter Paleologue äußerte 
i) Sir George Vuchanan: „My Mission to Russia and other Diplomatie 
Memories", Vd. II, S. 42 ff.
	        
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