Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Gesamtlage beim Jahreswechsel. 
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2.Mitwirkung Italiens — Konferenz Rom. 
Als General Ioffre den in Ehantilly aufgestellten Feldzugsplan den 
in Paris versammelten Chefs und Vertretern der verbündeten Regierungen 
mitteilte, hatten diese beschlossen, ihn vor endgültiger Genehmigung nochmals 
in Petersburg vorzulegen. Vorher wollten aber die Westmächte mit Italien 
eine Einigung, besonders im Sinne einer Vereinheitlichung und Beschleuni¬ 
gung künftiger militärischer Beschlüsse herbeiführen; sie hofften, dann in 
Petersburg leichteres Spiel zu haben. 
Das Kriegsjahr 1916, mit dem Rückschlag an der Tiroler Front, dem 
geringen Erfolge am Isonzo und dazu hohen Verlustziffern hatte die 
Stimmung im italienischen Volke nicht verbessert. Ende des Jahres hatten in 
den Städten mehrfach Kundgebungen gegen den Krieg stattgefunden. Offene 
Angriffe in der Kammer gegen die Kriegsparteien blieben nicht ohne Wirkung 
auch auf das Heer'). An der Front ruhten die Feindseligkeiten des Wetters 
wegen seit Ende Dezember. Für das Frühjahr war als Ergänzung der 
großen Offensive in Frankreich die italienische am Isonzo in Aussicht ge- 
nommen. Aber die Niederlagen Rumäniens hatten Italien stark beeindruckt, 
und auch Marschall Ioffre hatte einen deutsch/österreichisch-ungarischen An- 
griff auf den Verbündeten seither für möglich gehalten. Eine noch von ihm 
entsandte Abordnung, die dem italienischen Generalstab die Erfahrungen 
aus den letzten Schlachten an der Westfront darzulegen hatte, stellte Mitte 
Dezember fest, daß die Gedanken des Verbündeten durch die Sorge vor einem 
solchen Angriff, aus dem Trentino und am Isonzo zugleich, erheblich belastet 
waren. Der italienische Oberbefehlshaber General GrafEadorna hielt 
seine Reserven für zu schwach und wünschte französisch-englische Verstärkungen 
in solcher Höhe, daß er, wenn das deutsche Eingreifen gegen Italien ausblieb, 
einen entscheidenden Schlag am Isonzo führen könnet; andernfalls seien sie 
auch für die Abwehr erwünscht. Er konnte dabei auf die unzureichenden Bahn- 
Verbindungen, zwei eingleisige Linien, von Frankreich nach Italien hinweisen 
') Geloso: „Le Battaglie di Gorizia e della Bainsizza", 0.120. — Österr. 
amtl. Werk, Bd. VI, S. 15. 
2) Franz. amtl. Werk, Bd. V, 1, S. 197. — General Cadorna hat nach dem Kriege 
geschrieben („La Guerra alla Fronte italiana", Bd. II, ©.35): „Unsere siegreichen 
Operationen von 1916 hatten bewiesen, was unser Heer hätte leisten können, wenn es 
von den Verbündeten gebührend mit Truppen und schwerer Artillerie verstärkt worden 
wäre. Andererseits stellte die verhältnismäßige Nähe der beiden Operationsziele 
Trieft und L a i b a ch Ergebnisse von großer Bedeutung in Aussicht. Hingegen lagen 
an der sranzösisch-englischen Front die wichtigen Ziele fern, und glückliche Operationen 
würden höchstens zur Zurückgewinnung eines Teiles verlorenen französischen Landes 
geführt haben."
	        
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